Kardinal Hollerich hält Segnung von Homo-Paaren für möglich

"Türen für alle öffnen"

Der Luxemburger Kardinal Hollerich hat sich offen gegenüber Segnungen von homosexuellen Paaren in der katholischen Kirche gezeigt. Segnen bedeute, einem Menschen etwas Gutes zu wünschen, und Gott wünsche niemandem etwas Schlechtes.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Das sagte Jean-Claude Hollerich im Interview der italienischen Tageszeitung "La Stampa" (Samstag). "Ich denke, die  Kirche kann ihre Haltung nur nach einem langen Prozess verändern", ergänzte er. "Doch wir müssen uns bemühen, den Prozess zu beschleunigen: Wir müssen die Türen für jedermann öffnen."

Homosexuelle Handlungen verstoßen nach geltender katholischer Lehre gegen die göttliche Schöpfungsordnung und sind sündhaft. Zugleich sei Homosexuellen "mit Achtung, Mitgefühl und Takt" zu begegnen, heißt es im Katechismus der katholischen Kirche.

Zölibat diskutiert 

Hollerich äußerte sich auch zum Gebot der Ehelosigkeit für katholische Priester. Den Zölibat lebe er selbst mit großer Freude. "Aber ich kenne viele Priester, die deshalb leiden", sagte der Kardinal. Zudem gebe es in vielen Erdteilen immer weniger junge Männer, die Priester werden wollten. Er frage sich, ob nicht auch verheiratete Männer die Weihe empfangen sollten. "Doch das ist eine Entscheidung, die der Papst zusammen mit der gesamten Kirche treffen muss", so Hollerich.

Hollerich Teil des Kardinalsrat

Franziskus berief den Luxemburger kürzlich in sein wichtigstes Beratungsgremium, den Kardinalsrat. Hollerich hat zudem eine Schlüsselrolle in der vom Papst ausgerufenen Weltsynode inne. Diese solle der Kirche helfen, "mit der Welt und der Gegenwart in einen Dialog zu treten und jedermann zuzuhören, um zu verstehen, wonach die Menschen streben", so der Kardinal.

Die Kirche solle nicht mehr als "klerikale Diktatur" verstanden werden. Päpste, Kardinäle, Bischöfe und Priester seien Teil des Gottesvolkes – genauso wie nichtgeweihte Laien. "Wir können keine Priester und Bischöfe ohne die Menschen sein – wir sind es für die Menschen", sagte Hollerich.

Entscheidender Einfluss

Bei der anstehenden Bischofssynode tritt der Luxemburger als "Generalrelator" auf. In dieser Funktion fasst er den Stand der Beratungen an wichtigen Punkten zusammen und nimmt damit entscheidenden Einfluss auf die Formulierung von Beschlussvorlagen. Thema der jeweils im Oktober 2023 und 2024 tagenden Synode ist die Umgestaltung der katholischen Kirche zu einer "synodal verfassten Kirche".

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA
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