Kardinal dämpft Erwartung an eine Alvarez-Freilassung

"Pure Spekulation"

Der nicaraguanische Kardinal Leopoldo Brenes hat Medienberichte über eine mögliche Freilassung des inhaftierten Bischofs Rolando Alvarez eine "pure Spekulation" genannt. Über eine solche Entwicklung habe er keine neuen Informationen.

Papst Franziskus (l.); Kardinal Leopoldo Jose Brenes Solorzano (m.), Erzbischof von Managua (Nicaragua) und Jose Silvio Baez Ortega (r.), Weihbischof in Managua im Jahr 2017 / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus (l.); Kardinal Leopoldo Jose Brenes Solorzano (m.), Erzbischof von Managua (Nicaragua) und Jose Silvio Baez Ortega (r.), Weihbischof in Managua im Jahr 2017 / © Romano Siciliani ( KNA )

Nach seinem Kenntnisstand befinde sich Alvarez weiter in der Haftanstalt "La Modelo".

Er selbst habe nicht mit dem Bischof sprechen können, sagte der Erzbischof von Managua laut Portal "La Prensa" am Mittwochabend in der nicaraguanischen Hauptstadt.

Laufen Vermittlungsgespräche?

Das Portal "Confidencial" berichtete, das sandinistische Regime habe den Bischof wieder zurück in die Haftanstalt gebracht. Gespräche zwischen einem diplomatischen Vertreter des Sekretariats für Außenbeziehungen des Vatikans und der nicaraguanischen Regierung über die Freilassung und das Exil von Bischof Alvarez seien gescheitert.

Der Sender CNN berichtete, Alvarez habe einer Ausbürgerung nicht zugestimmt, er bestehe darauf, in Nicaragua zu bleiben.

Bianca Jagger (Archiv) / © Denis Makarenko (shutterstock)
Bianca Jagger (Archiv) / © Denis Makarenko ( shutterstock )

Die nicaraguanische Menschenrechtlerin Bianca Jagger, Ex-Frau von Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger, hatte zuvor berichtet, ihre Nichtregierungsorganisation verfüge über Informationen, dass Alvarez nicht mehr in Haft sei, sondern in Kürze nach Italien ausgeflogen werden soll. Weder die Nicaraguanische Bischofskonferenz noch der Vatikan hatten bislang die Medienberichte bestätigt. Alvarez war wegen "Rebellion" und Aufstachelung zum Widerstand zu 26 Jahren Haft verurteilt worden.

Menschenrechtsverletzungen der Regierung

Nicaraguas Kirche, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und unabhängige Medien kritisierten in den letzten Jahren immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen der Regierung.

Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo (dpa)
Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo ( dpa )

Inzwischen sind fast 4.000 NGOs verboten worden. Die Regierung des linksgerichteten Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo ließ in den vergangenen Jahren auch kirchliche Einrichtungen und Universitäten schließen und ging gezielt gegen Kirchenvertreter vor.

Jüngst wurden mehr als 200 politische Gefangene ausgebürgert und in die USA ausgeflogen, darunter auch katholische Priester. Derzeit deutet nichts auf ein versöhnliches Ende der innenpolitischen Spaltung Nicaraguas, die in der Vergangenheit bereits hunderte Tote bei Ausschreitungen gefordert hat. Die Ortega-Regierung weist die Vorwürfe als politische Kampagne zurück.

Bischof Alvarez in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt

Mit einem drakonischen Urteil will das sandinistische Regime in Nicaragua ein Exempel statuieren, um kritische Stimmen im Land einzuschüchtern: Der Bischof von Matagalpa muss für mehr als 26 Jahre ins Gefängnis. "Ich will keinen neuen Märtyrer-Bischof in Lateinamerika": Mit diesen Worten beorderte Papst Franziskus Managuas Weihbischof Silvio Baez schon vor einigen Jahren ins Exil. Nur widerwillig und "im Geiste des Gehorsams" verließ der prominente Kritiker des sandinistischen Regimes Ende April 2019 seine Heimat Nicaragua.

Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle (dpa)
Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle ( dpa )
Quelle:
KNA