Kapitelsamt im Kölner Dom am sechsten Sonntag im Jahreskreis

"Kein kleinliches Abhaken von Geboten"

DOMRADIO.DE übertrug am sechsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. In seiner Predigt sprach Domkapitular Markus Bosbach über den Umgang mit Erwartungen anderer und dem daraus resultierenden Anpassungsdruck.

Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction ( shutterstock )

Es gehe Jesus mit seinen Handlungsempfehlungen in der Bergpredigt nicht um die rein äußerliche Erfüllung von Gesetzen, sondern um den Versuch, den Sinn hinter den Geboten umzusetzen. Er selbst sei nicht auf die Welt gekommen, um das Gesetz aufzuheben, "sondern es zu erfüllen" (Mt 5,17). Jesus schiebe die Gesetze nicht weg, sondern er verwandle sie von innen her.

Bosbach ermutigte die Gläubigen, die Gebote aus der Freiheit des Glaubens zu befolgen und stets aus der Liebe zu Gott und dem Nächsten zu handeln.

Musikalische Begleitung

Es sang der Chor der Evangelischen Singschule Daegu, Südkorea, unter der Leitung von Hyen Sung Jo. Kantor: Winfried Krane. An der Orgel: Winfried Bönig.


"Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben!" (Mt 5,17) 

Auslegung zum Sonntagsevangelium Mt 5,17-37
von Hans Urs von Balthasar
 

Zu Beginn des Evangeliums betont Jesus, das von Gott im Alten Bund gegebene Gesetz werde von ihm nicht aufgehoben, sondern in seinem ursprünglichen, von Gott gemeinten Sinn erfüllt. Und zwar bis ins kleinste, das heißt bis in den innersten Sinn, den Gott damit gemeint hat. Dieser Sinn wurde am Sinai angegeben: „Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin“ (Lev 11,44); Jesus wird es in der Bergpredigt wiederholen: „Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48). Das ist der Sinn der Gebote: wer mit Gott im Bund stehen will, soll seiner Haltung und Gesinnung entsprechen: alle zehn Weisungen meinen das.

Und Jesus wird uns zeigen, dass diese Erfüllung des Gesetzes möglich ist: er wird dessen letzten Sinn sein Leben lang uns vorleben, bis „alles (Weissagen) geschehen ist“: bis zum Kreuz und zur Auferstehung. Es wird also nichts Unmögliches von uns verlangt, die 1. Lesung sagt es wörtlich: „Wenn du willst, kannst du das Gebot halten" (Sir 15, 15); ...

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Februar 2023