Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt hier nachhören

10. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am 10. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt mit Domkapitular Domkapitular Prof. Dr. Norbert Trippen aus dem Hohen Dom zu Köln. Der Mädchenchor am Kölner Dom sang unter der Leitung von Domkantor Oliver Sperling die „Missa pro pueris et puellis" von Christian Matthias Heiß. Die Orgel spielte der stellvertretende Domorganist Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Der Tod bedroht das Leben des Menschen unerbittlich. Früher oder später wird jeder und jede sterben. Vielfach können wir uns einfach nicht vorstellen, dass auch wir sterben werden. Doch vielleicht noch härter begegnet uns in unserem Leben der Tod eines geliebten Menschen. Nie mehr - wie oft fällt einem das ein, bis man es wirklich begreift und akzeptieren kann, dass wir nun ganz ohne ihn oder sie auskommen müssen. Gott ist aber der, der die Toten ins Leben ruft. Er will nicht den Tod, sondern das Leben. An Jesus lässt Gott uns erkennen, dass das Leben durch den Tod hindurch das letzte Wort behalten wird. Dieses Evangelium ist keine Wunschprojektion, kein Menschenwerk, sondern, wie Paulus sagt, Offenbarung Gottes.

Erste Lesung
Die Frau, bei der der Prophet Elija wohnt, ist Witwe. Sie hat nur geringe Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eine Großfamilie, in deren Schutz sie leben könnte, scheint es nicht zu geben, denn als Elija sie traf, hatte sie nur noch Mehl und Öl für ein letztes Brot für sich und ihren Sohn vor dem gemeinsamen Hungertod. Dieses eine Brot hat sie Elija gegeben, und er hat dafür gesorgt, dass sie weiter genug hat. Ihre Hoffnung ruht nun ganz auf ihrem Sohn. Er ist ihre Zukunft. Er wird für sie sorgen, wenn sie alt ist. Als dieser Sohn stirbt, ist die gerade wieder aufgekeimte Hoffnung zerstört - umso bitterer reagiert sie. Elija setzt nun seinerseits alles ein. Er vertraut dem Gott, der „die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft" (vgl. Röm 4, 17 mit Bezug auf Abraham). Gott erhört sein Gebet und gibt der Mutter den Sohn zurück.

Zweite Lesung
Paulus ist keiner von den Zwölfen. Er hat Jesus in dessen irdischem Leben nicht einmal gekannt wie diese und andere, die Jesu Verkündigung hörten und mit ihm umherzogen. Nun treten in den Paulinischen Gemeinden Leute auf, die die Freiheit vom Gesetz, die Paulus lehrt, bestreiten. Welche Autorität hat Paulus ihnen gegenüber? Paulus beruft sich darauf, seine Lehre aus einer direkten Offenbarung Jesu Christi zu haben. Damit steht seine Autorität über der der Gegner, die ihre Lehre von anderen Menschen übernommen haben.
Dies belegt Paulus auf zwei Weisen: Zum einen steht der Inhalt seines Evangeliums in Spannung zu dem, was er zuvor lehrte; die Christus-Offenbarung war also gar nicht in seinem persönlichen Interesse. Zum anderen hat er die gute Botschaft schon verbreitet, bevor er mit den anderen Aposteln zusammengetroffen ist; erst im Nachhinein wird die Übereinstimmung bestätigt (vgl. Gal 2,1).

Evangelium
Die Geschichte, die hier von Jesus erzählt wird, ähnelt stark der von Elija aus der ersten Lesung. Jesus ruft den gerade gestorbenen Sohn einer Witwe ins Leben zurück. Dies geschieht aus Mitleid mit ihr. Der Junge ist hier bereits ein junger Mann, die Frau also schon älter und die Not umso unmittelbarer. Das Volk bemerkt die Parallele zu Elija (und Elischa) und erkennt: „Ein großer Prophet ist bei uns aufgetreten." Doch es gibt einen weiteren Unterschied: Jesus wirkt das Wunder nicht durch ein Gebet, sondern spricht den jungen Mann direkt an: Steh auf!