Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt hier nachhören

18. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am 18. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt mit Domkapitular Prälat Hermann Josef Radermacher aus dem Hohen Dom zu Köln. Der Ferienchor der Kölner Dommusik sang unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich die "Messe solennelle in cis-moll" von Louis Vierne. Hinter diesem Ferienchor verbergen sich Mitglieder aller 4 Domchöre.

 (DR)

Wir möchten vieles haben, weil wir denken, das gäbe uns Sicherheit. Aber diese Sicherheit ist trügerisch. Ein Unfall, ein Unrecht oder einfach Pech - gegen die Folgen kann man sich nur bedingt absichern. Und gegen den Tod gar nicht. Viele Menschen sehnen sich in der immer komplizierter werdenden Welt gegenwärtig nach einem einfacheren Leben. Die heutigen Lesungen ermutigen zu der Frage: Was ist wichtig? Was hat Bestand?

Erste Lesung
Der Skeptiker Kohelet lebt in einer Zeit, in der viele sich die Frage nach Glück und Leid mit einem festen Zusammenhang zwischen dem Tun des Menschen und seinem Ergehen erklären. Das klingt gerecht und bewegt dazu, fleißig zu sein und Gutes zu tun. Und es gibt scheinbare Sicherheit: Aber Kohelet ist ein scharfer Beobachter. Er deckt auf, dass diese Art Rechnung nicht aufgeht. Alles, was ein Mensch sich selbst verdienen und erarbeiten kann, ist nicht verlässlich - Windhauch. Gibt es etwas weniger Stabiles als Wind? Windhauch ist der Inbegriff dessen, worauf man nicht bauen kann.

Zweite Lesung
Wir Christen leben in einer eigentümlichen Spannung zwischen Himmel und Erde. Das, was eigentlich vor Gott zählt, ist unser Leben in Christus. Mit ihm sind wir bereits gestorben, auferweckt worden und so bei Gott. Wir sind neu geschaffen nach seinem Bild. Aber so, wie wir uns erleben, sind wir noch auf der Erde, allem Irdischen verhaftet. Der Kolosser-Brief ruft uns dazu auf, unser gegenwärtiges Leben zwar in der Welt zu leben, so jedoch, dass unser Leben seiner Neuschöpfung gerecht wird. Wirkt sich das nicht auch auf die irdische Gemeinschaft - wie ein Stück erfahrbarer Himmel - aus?

Evangelium
Wie oft zerstreiten sich Geschwister über das Erbe ihrer Eltern. Jahrelang wird dann nicht mehr miteinander geredet. Denn hier mischen sich tiefe Emotionen  - wen haben die Eltern mehr geliebt? - mit handfesten wirtschaftlichen Interessen. Lukas sagt in dieser Geschichte nichts darüber, ob der Anspruch des jungen Mannes, der hier zu ihm kommt und um Hilfe in einem Erbschaftsstreit bittet, berechtigt ist oder nicht. Jesus weigert sich einfach, sich einzumischen, weil die Frage für ihn keinerlei Bedeutung hat. In diesem Augenblick ist nur eines entscheidend: Kehrt der Mann um und glaubt er, dass das Reich Gottes nahe ist?