Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt hier nachhören

12. Sonntag im Jahreskreis

domradio am Hochfest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers. Wir übertrugen das Kapitelsamt mit Domkapitular Dr. Robert Kümpel aus dem Hohen Dom zu Köln. Die Kölner Domkantorei sang zusammen mit dem Jesus-College aus Cambridge die Messe für vier Stimmen von William Byrd. Die Leitung hatten Winfried Krane und Daniel Hyde. Die Orgel spielte Domorganist Prof. Winfried Bönig.

 (DR)

Johannes steht in den Evangelien immer im Schatten Jesu. Er ist der Vorläufer, der sagt: Er muss wachsen, ich aber muss weniger werden. Doch gerade in dieser Rolle ist er einer der ganz Großen. Er ist mit Elija zu vergleichen. Er ist der, der in schwerer Zeit dem Herrn, also Gott selbst, wie ein Herold vorangeht. Er ruft das Volk zur Umkehr - diese Rolle wird ihn das Leben kosten.

Zur Zeit Jesu und auch nach seinem Tod gab es in Israel viele Menschen, die sich als Jünger des Johannes verstanden und die sich bemühten, ein Leben der Umkehr zu Gott zu führen. Die Evangelisten waren darum bemüht, keinen Widerspruch zwischen den Anhängern Jesu und dieser Gruppe entstehen zu lassen, sondern deutlich zu machen, dass beide zusammengehören.

Erste Lesung
Gott hat den Propheten berufen - von Anfang an. Er hat etwas Bestimmtes mit ihm vor. Doch äußerlich scheint der Gottesknecht nur zu scheitern: „vergeblich", „umsonst", „nutzlos", so schildert er sein Wirken. So geht es uns auch manchmal, wenn wir nur auf unsere eigene Leistung und den Erfolg schauen. Aber der Gottesknecht gewinnt wieder Selbstvertrauen, denn Gott zeigt ihm: Ich traue dir Großes zu. Du bist wichtig für das ganze Volk. Selbst das reicht noch nicht: Du bekommst eine Aufgabe für die ganze Welt.
Was Gott uns wohl alles zutraut?

Zweite Lesung
Paulus steht in der Synagoge vor seinen Glaubensbrüdern und -schwestern und einigen Personen fremder Herkunft, die Interesse am Judentum haben. Er, der als Heidenapostel bekannt ist, zeigt, dass er nicht an eine Abwendung von Israel denkt, sondern sich inmitten seines Volkes sieht. Er erinnert an David, von Gott erwählt, und zeigt die Verbindung Jesu zu diesem Hoffnungsträger Israels auf. Paulus erinnert daran, dass Johannes der Täufer, der jüngste Prophet, auf Jesus verwiesen hat. Daher spricht er seine Zuhörer bewusst als Juden an: Brüder! Söhne aus Abrahams Geschlecht!, dann, den Kreis erweiternd: ihr Gottesfürchtigen!, und schließlich, sich selbst einschließend: Uns wurde das Wort des Heils gesandt. Dass in dieses Heil auch die Heiden einbezogen werden, liegt schon in den Heilshoffnungen Israels begründet und deutet sich an Ort und Stelle in den anwesenden Gottesfürchtigen, d.h. in Fremden, die dem Judentum nahe stehen, an.

Evangelium
Lukas sieht eine große Gemeinsamkeit zwischen Jesus und Johannes. So schildert er die Geburtsverheißungen beider ganz parallel. Von Anfang an hat es auch mit Johannes etwas Besonderes auf sich. Die lang ersehnte und eigentlich nicht mehr mögliche Schwangerschaft befreit Elisabet von der „Schande" der Kinderlosigkeit. Endlich gehört sie dazu, zu den anderen Frauen, den Müttern! Auch die Stummheit des Zacharias bis er den Namen des Kindes bestätigt, ist auffällig. Was hat es mit diesem Kind auf sich, was wird aus ihm werden? Das soll sich der Zuhörer hier wie ein Kapitel später bei Jesus fragen. Gott ist mit Johannes vom Ursprung seines Lebens an. Gott hat einen Auftrag für ihn.