Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt hier als Video und Audio

Fünfter Fastensonntag

domradio übertrug am fünften Fastensonntag das Kapitelsamt mit Domkapitular Prälat Josef Sauerborn. Seine Predigt können Sie hier nachhören oder als Video anschauen. Der Mädchenchor am Kölner Dom sang unter der Leitung von Domkantor Oliver Sperling die Missa brevis von Antonio Rendina. Die Orgel spielte der stellvertretende Domorganist Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Die Botschaft des fünften Fastensonntags an alle, die an Christus glauben, lautet: Du wirst leben! Mit dem heutigen Tag beginnt aber zugleich die Passionszeit, das Leiden Christi tritt in den Messtexten stärker hervor. Beides lässt sich nicht trennen, denn Leiden und Tod des Sohnes sind der Preis, den Gott selbst zahlt, um unser Leben zu erhalten.

Erste Lesung
Ein gespenstisches Bild zeigt sich in der Vision Ezechiels. Gott selbst wird die Gräber öffnen und die Leichen des Volks herausholen - nicht um sich zu grausen, sondern um ihnen wieder das Leben zu geben. Das ist doch aussichtslos, denkt man automatisch. Und für genauso aussichtslos hielt Israel seine Lage zur Zeit Ezechiels. Deshalb ist es ein Bild der Hoffnung:  Gott sagt dem Volk zu, dass er sein Leben spenden, der Geist wirken und es wieder beleben wird, und dies sagt er jedem Menschen, der seine Lage für hoffnungslos hält.

Zweite Lesung
Zwei Begriffe stellt Paulus hier einander gegenüber: Fleisch und Geist. Fleisch, das ist nicht einfach unser Körper, sondern das ist der Mensch in seiner Angst um sich, um seinen engen Eigennutzen. Der Geist ist auch nicht einfach unser Verstand, sondern der Geist Jesu Christi, der in uns wirkt  - sowohl in unserem Leib als auch in unserem Denken und Verstehen. Mit diesem Geist leben wir und sind wir auferweckt. Ohne ihn sind wir bereits tot, abgeschnitten von dem wirklichen, vollen Leben, das bleibt.

Evangelium
Die Geschichte von der Auferweckung des Lazarus weist kurz vor dem Leidensweg Jesu auf Jesu Auferstehung voraus: Lazarus ist tot und wird wieder leben. Wie Jesus liegt auch Lazarus nach seinem Tod einige Tage im Grab. Und doch ist Entscheidendes anders: Lazarus wird weiter mit seinen Schwestern leben, ähnlich wie zuvor; er wird irgendwann einmal sterben. Jesus wird nicht einfach in dieses irdische Leben zurückkommen und er wird nicht wieder sterben.

Marta und Maria sind hier ähnlich gegensätzlich geschildert wie in der ganz anderen Geschichte bei Lukas (vgl. Lk 10,38-42). Dennoch sind beide davon überzeugt: Wärest du hier gewesen, wäre unser Bruder nicht gestorben. Die beiden Frauen vertrauen Jesus. Ausgerechnet die nüchterne und praktische Marta ist es, die hier be-kennt, dass er der Messias sei. Marta ist bereit, im Vertrauen auf Jesus ihre Hoffnung auf die Auferstehung am Jüngsten Tag noch einmal zu überbieten.  

(Quelle: Messbuch 2008, Butzon & Bercker Verlag)