Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt in Bild und Ton

Siebter Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am 7. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant und Prediger war Dompropst Dr. Norbert Feldhoff. Sie hörten die VIII Choralmesse, gesungen von der Schola des Kölner Domchores. Die Leitung hatte heute Paul-Clemens Steffen. Auch an der Orgel gabt es eine Ausnahme: Der ehemalige Domorganist, Prof. Clemens Ganz kehrte für das Hochamt noch einmal an die Domorgel zurück.

 (DR)

Seine Feinde lieben, das ist gegen die menschliche Natur, das funktioniert nicht, meinen die einen. Für die anderen hat es schon viel zu gut funktioniert: Nach außen gewandte Aggression habe sich kulturell in schwere Schuldgefühle, in Aggression nach innen, verwandelt. Innerhalb einer überschaubaren Gruppe lasse sich Feindesliebe vielleicht verwirklichen, so wird gesagt - allerdings um den Preis gesteigerter Angriffslust nach außen. Im Christentum sei es ja nicht zufällig zu Kreuzzügen und gewalttätiger Judenfeindschaft gekommen.

Die Zuspitzung des biblischen Liebesgebots zu der Forderung, die Feinde zu lieben, geht auf Jesus zurück. Das offensichtlich ‚unnatürliche' Gebot ist für den Mann aus Nazaret zugleich die einzig ‚natürliche' Antwort auf die Liebe, die Gott im Anbruch seines Reiches den Sündern und Deklassierten zeigt. Diese Antwort hat aber nur dann eine Chance, wenn die Liebe nicht in den Dienst der Religion genommen wird, wenn vielmehr die Religion sich von der Liebe in Dienst nehmen lässt. Vor allem aber gilt: Das Gebot der Feindesliebe ist ein Gebot für freie Menschen, für Menschen, die Gottes befreiende Nähe erfahren haben.

Erste Lesung
Davids langer Lauf zur Macht in Israel. Sauls mühsamer Abwehrkampf gegen David. Es will kein Ende nehmen. Saul, der einst große Herrscher, hat Gottes Zuwendung verloren. Darüber ist er ein sehr menschlicher, verletzlicher, ein wenig lächerlicher König geworden. Heute Nacht ist sein Leben vollständig in Davids Hand. Doch als ein Begleiter anbietet, den schlafenden Saul mit einem Speerstoß zu töten, verschont David das Leben seines Todfeinds. Diese Erzählung zeigt uns nicht nur den künftigen König und seine Macht, sondern vor allem einen Menschen nach Gottes Sinn.

Zweite Lesung

Dem Geheimnis der Auferstehung nähert sich Paulus hier mit Hilfe des Bildes vom Ersten und Letzten Menschen. Seinen Zeitgenossen war diese Vorstellung vertraut. Dem Menschenwesen, das Gott einst aus dem Erdboden geformt hatte, steht Christus als der Zweite Mensch gegenüber. Er ist nach seinem Tod von Gott erhöht worden. Einer wie der andere ist ein Anfänger der Menschheit. Der Erste und der Zweite Mensch repräsentieren die Menschheit als Ganze und bestimmen ihr Geschick. Als Adam-Menschheit sind wir der Vergängnis unterworfen. Unsere Lebenskraft ist hinfällig. Doch die Christus-Menschheit ist Christus ähnlich. Als Christus-Menschen haben wir Anteil an seinem neuen Leben bei Gott.

Evangelium
Wenn es nur möglich wäre. So in Gottes Gegenwart zu leben, dass sich sogar die Beziehungen zu meinen Feinden verwandeln. Dass sich mein Verhältnis zu denen ändert, an die ich durch Neid und Missgunst gebunden bin. Zu allen, von denen ich mich übersehen und missachtet fühle, im Stich gelassen, bedroht und verletzt. Jesus betont: Es ist möglich. Wir müssen nicht den ersten Schritt tun. Gott hat ihn schon gemacht. Seine Barmherzigkeit kommt uns entgegen. Seine Großzügigkeit können wir großzügig weitergeben, ohne die Sorge, am Ende mit leeren Händen dazustehen. Denn Gott ist nicht kleinlich. Er ist wie ein großzügiger Händler, der uns das Getreide so hoch aufhäuft, dass es noch über den Rand des Gefäßes fließt. Von diesem Überfluss können wir leben - und lieben.