Kapitelsamt aus dem Kölner Dom

17. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am 17. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Prediger war Domdechant Prälat Johannes Bastgen.

 (DR)

Leben in Fülle, gelingendes und sinnvolles Leben: danach dürsten wir Menschen, nicht nur im Urlaub und in den Ferien. Die Bibel weiß es, auch Jesus. Er antwortet darauf mit seiner frohen Botschaft von der Nähe des Himmelreiches. Allerdings muss klar sein: Fülle des Lebens meint das Ganze des Lebens und dazu gehören Freuden und Leiden, Licht und Schatten, Schatz und Acker, Suchen und Sich-Finden-Lassen, Zupacken und Loslassen, Seele und Leib. Nur dem wird sich diese Fülle erschließen, der achtsam lebt, am Tag wie bei der Nacht.


Wortgottesdienst

Erste Lesung
"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat" oder "du hast drei Wünsche frei": so heißt es manchmal in den Märchen. "Bitten um das, was ich begehre": so lautet die Anweisung am Beginn jeder Meditation im Rahmen der Exerzitien des Ignatius von Loyola. Wünschen und Bitten - das ist eine Grundkraft des Menschlichen. Sie kann Leben gebären, aber auch Leben blockieren -  je nachdem, welcher Geist sie speist. Salomo bittet um etwas, was Leib und Seele verbindet: Er möchte mit dem Herzen hören können. Welche tiefen und existenziellen Wünsche und Bitten leben in mir? Sie regen sich vielleicht auch bei uns in der Nacht, in den Träumen.

Zweite Lesung
Wer sind die, die Gott lieben? Paulus spricht von ihnen in sich steigernden Aussagen: Es sind die, die erfahren haben, dass sie von Gott geliebt, gerufen, erkannt sind. Es sind die, die sich immer wieder durch Jesu Weg und Nähe verwandeln lassen. Es sind die, die wissen, dass sie als Getaufte nicht aufgrund von Werken und Leistung, sondern aus Gnade "Gerechte" sind. Es sind die, die etwas von Jesu Geist und "Herrlichkeit" ausstrahlen. Und genau denen verheißt Paulus: Ihnen können auch "die Leiden der gegenwärtigen Zeit" (Röm 8,18) nichts anhaben, denn der Schöpfergott kann auch das Böse in Gutes verwandeln und aus Tod Leben schaffen. Vergessen wir nicht: Auch wir sind Getaufte!

Evangelium
In immer neuen und frischen Bildern bringt Jesus den Menschen nahe, worum es ihm geht. Er versucht, sie für das Himmelreich aufzuschließen, für Gott, seinen himmlischen Vater. Er weiß: Nur dem Menschen öffnet sich diese Botschaft, öffnet sich die Weite des Himmels, der wach lebt, der nicht nur sucht, sondern auch offen ist, das ganz Neue und Andere zu entdecken, der bereit ist, den Schatz samt dem Acker zu "kaufen" - also auch die Steine und die Erde in Kauf zu nehmen - das, was mich an einem anderen Menschen möglicherweise stört, an einer Aufgabe, an einer Situation -, und bereit ist, aus Freude alles zu verkaufen, alles andere loszulassen: weil er oder sie um den letzten Ernst dieser Einladung weiß.


(Quelle: Messbuch 2008, Butzon & Bercker Verlag)