Kapitelsamt aus dem Kölner Dom

Zweiter Adventssonntag

domradio übertrug am 2. Advent das Kapitelsamt mit Domkapitular Josef Sauerborn. Die Domkantorei Köln sang unter der Leitung von Winfried Krane die Messe in E-Dur von Hubert Brings. An der Orgel war Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Der zweite Adventssonntag steht unter dem Ruf: Kehrt um! Wie wir beim Autofahren unterwegs prüfen, ob die Richtung noch stimmt, und wenden, wenn wir feststellen, dass wir uns verfahren haben, so ist es auch auf unserem Lebensweg immer wieder nötig, innezuhalten und zu prüfen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Und wie schon das schlichte Geradeausfahren nur möglich ist, indem man ständig ein wenig die Richtung korrigiert, so sind auch auf dem Lebensweg immer wieder Korrekturen nötig. Umkehr muss nicht etwas Trauriges, Düsteres sein, sondern sie will uns dazu führen, das letzte Ziel und Lebensglück zu erreichen.

Wortgottesdienst - Erste Lesung
Für die Zeit nach der Bedrohung und dem Leiden durch die Nachbarvölker und die assyrische Großmacht verheißt der Prophet Jesaja einen neuen Anfang: Vom Staat Juda und dem davidischen Königshaus ist fast nichts mehr übrig. Der Baum ist umgehauen, nur noch ein Wurzelstumpf steht. Zu sehr sind die Könige Judas den eigenen Wünschen gefolgt. Doch nun wird Gott einen Neuanfang setzen, ganz wie am Anfang der David-Dynastie: Aus dem Wurzelstock Isais, des Vaters von König David, wächst ein neuer Spross, ein Reis (das „Röslein" aus der „Wurzel Jesse"). Dieser neue, verheißene König beruft sich nicht auf die dynastische Würde, sondern folgt wie der junge David dem Geist Gottes. Das wird zu einem Zeichen für die Völker, die nun auch so leben und regiert werden wollen wie Juda.
Der Friede, der dadurch möglich werden soll, wird dargestellt in einem Bild paradiesischen Friedens der ganzen Natur (vgl. Gen 1-9). Es ist ein friedliches Miteinander zwischen Schwachen, wie dem Säugling, und denen, die sonst Macht, Gewalt und Zerstörung verkörpern, wie Raubtiere und giftige Tiere.

Zweite Lesung
Das Zusammenleben von Judenchristen und Heidenchristen ist für die römische Gemeinde eine schwierige Herausforderung. Aber Paulus ist überzeugt: Einheit in Christus ist möglich. Nur die Einmütigkeit der Christen entspricht einem Leben in Christus. Dafür müssen sie auch bereit sein, persönlich zurückzustecken, „Schmähungen" zu ertragen, wie er es getan hat. Wenn Christus beide Gruppen angenommen hat, müssen auch sie einander annehmen. Paulus argumentiert so: Christus selbst war ein Jude. Er bestätigt damit die Verheißungen der Schrift. Darum müssen die Heidenchristen die Judenchristen annehmen. Umgekehrt sind die Heidenchristen um des Erbarmens Gottes willen von Christus angenommen, wie schon die Schrift verheißen hat. Deshalb müssen auch die Judenchristen die Heidenchristen annehmen. Die Regel lautet: Jemanden, den Christus angenommen hat, dürfen wir nicht aus der Gemeinschaft ausschließen.

Evangelium
Schon Johannes der Täufer predigt, dass das Himmelreich nahe sei. Auch er ruft zur Umkehr. Das ist ihm so wichtig, dass er seine Ansprüche an Nahrung und Kleidung auf ein Minimum beschränkt und sich ganz auf seinen Auftrag konzentriert. Stärker als bei Jesus steht in seiner Predigt das kommende Gericht im Vordergrund. Johannes nennt den Maßstab dieses Gerichts: Nicht woher jemand kommt, was er darstellt oder wie theologisch gebildet jemand ist, ist entscheidend, sondern ob er oder sie wirklich umkehrt und gute Frucht bringt. So kündigt der Täufer Christus als den an, der im Gericht die Spreu vom Weizen trennen wird: Hohle Worte, leere, nicht erfüllte Würdentitel werden dem Feuer seiner Liebe nicht standhalten. Doch wird Christus zugleich mit Heiligem Geist taufen und so Gottes Weisung den Menschen ins Herz legen.