Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln

Fünfter Sonntag in der Osterzeit

domradio übertrug am Fünften Sonntag in der Osterzeit das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant war Dompropst Norbert Feldhoff. In seiner Predigt erinnerte er daran, dass der Glaube Halt, Geborgenheit und Sicherheit schenkt, auch in Stunden des Abschieds, des Suchens und der Verzweiflung. Denn Jesus sagt im heutigen Evangelium: Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht. Die Domkantorei Köln sang von Franz Schubert die Messe in G-Dur, es spielte die Kölner Domkapelle.

 (DR)

Die Verbindung des Einzelnen mit Christus schenkt ihm oder ihr das Leben, die Verbindung zum Vater. Das Bild von Jesus als Weinstock und den Jüngern als den Reben verdeutlicht, dass jeder Glaubende auf diese innere Bindung notwendig angewiesen ist. Zugleich sind durch Christus aber auch alle, die mit ihm verbunden sind, aneinander gebunden. Niemand kann sich selbst von einem der anderen trennen, es sei denn, er trennte sich selbst von Christus. Bei allen äußeren Notwendigkeiten besteht die Einheit der Kirche von innen, von Christus her. Das Bild ist so zugleich eine Aufforderung zur Liebe unter den Christen verschiedener Herkunft und Bildung, verschiedenen Temperaments und Charakters, verschiedener Nationen und Konfessionen.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Die Verse, die der Perikope vorausgehen, haben von Saulus bei der Steinigung des Stephanus und als Christenverfolger erzählt und dann von seiner einsamen Begegnung mit dem Auferstandenen. Als er sich der Urgemeinde anschließen will, bleiben die Jünger misstrauisch: Kann ein Mensch sich wirklich ändern? Es könnte ja ein Trick sein, sie auszuhorchen, um dann umso schlimmer über die Gemeinde herzufallen.
Barnabas sieht es anders, er vertraut darauf, dass der Glaube einen Menschen verwandeln kann. Er wagt die Begegnung und bringt Saulus in Kontakt mit den Aposteln. Vielleicht ist er sich stärker bewusst, wie viel sich in seinem eigenen Leben bewegt hat. Und in gewisser Weise hat sich bei Saulus so viel gar nicht geändert, fromm war er ja vorher auch schon. Aufgrund seiner Frömmigkeit glaubte er, die jüdischen Anhänger des Messias Jesus verfolgen zu müssen; aufgrund derselben Frömmigkeit unter einer neuen Perspektive kämpft er nun so eifrig für den Glauben an Christus, dass er in Lebensgefahr gerät.

Zweite Lesung
Wenn Gottes Gebot darin besteht, einander zu lieben, ist damit nicht ein Gefühl gemeint, sondern ganz praktische gegenseitige Hilfe, auch wirtschaftliche Unterstützung. Nur so kann Liebe überhaupt geboten, gefordert werden. Liebe ist auch etwas Vernünftiges. Nur der kann in Gott bleiben und seine Gaben empfangen, der die Gebote hält; dies ist keine willkürliche Verbindung im Sinne eines "Lohns für das Bravsein", sondern beschreibt einen inneren Zusammenhang. Wenn Gott selbst die Liebe ist (vgl. 4, 8), sind "in Gott bleiben" und "in der Liebe bleiben" dasselbe.  

Evangelium
Weinberge waren verbreitet in Israel. Deshalb konnte Jesus mit diesem Gleichnis an die ganz praktische, alltägliche Erfahrung anknüpfen. So wie der Weinstock die einzelnen Reben mit Wasser und Nährstoffen versorgt und sie darauf angewiesen sind, mit dem Weinstock verbunden zu sein, so ist die innere Verbindung zu Christus für den einzelnen Christen notwendig, um Frucht bringen und überleben zu können. Diese Verbindung ist so eng, dass Jesus sie hier als gegenseitiges Inne-Sein bezeichnet: "ich in euch" und "ihr in mir". In gleicher Weise spricht er auch vom Verhältnis zwischen dem Vater und ihm als wechselseitigem Inne-Sein. Das eine hat mit dem anderen zu tun: Durch die Verbindung zu Christus haben Christen teil an seiner Verbindung zum Vater.

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)