Kanadischer Kurienpräfekt Kardinal Ouellet eröffnet Heilig-Rock-Wallfahrt

Papst-Gesandter in Trier

Einer der höchsten Kurienkardinäle wird den Papst bei der Eröffnung der für dieses Jahrhundert ersten Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier vertreten: Der Kanadier Marc Ouellet ist seit Juni 2010 Präfekt der Bischofskongregation und damit eine Art "Personalchef" der Kirche.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Am Freitag (30.03.2012) wurde Ouellet von Benedikt XVI. zum Sondergesandten für die Eröffnungsfeier am Freitag nach Ostern ernannt. Im Dom der Moselstadt wird Ouellet die Festmesse zelebrieren, die Predigt halten und eine Botschaft des Papstes verlesen.



Die Ernennung eines Legaten für die Eröffnung der bis 13. Mai dauernden Wallfahrt sei Ausdruck der Wertschätzung des Papstes für Trier und für das Pilgertreffen, heißt es im Vatikan. Zugleich bedeutet sie eine Ehrung für den früheren Erzbischof von Quebec. Als Chef der Bischofskongregation ist der 67-Jährige zuständig für rund zwei Drittel der zuletzt weltweit 5.104 Bischöfe und 2.966 Diözesen und kirchlichen Verwaltungsbezirke.



Seine Behörde bereitet für den Papst die Ernennung von Bischöfen und Weihbischöfen vor. Sie kümmert sich um die Errichtungen, Zusammenschlüsse, Teilungen, Aufhebungen oder sonstige Veränderungen von Bistümern, Apostolischen Vikariaten, Prälaturen, Präfekturen sowie von Militärbistümern. Und sie koordiniert die "Ad-limina"-Besuche, bei denen die Bischöfe alle fünf Jahre in Rom über die Lage in ihren Diözesen informieren müssen. Nicht in die Kompetenz der Bischofskongregation fallen Territorien und Kirchenpersonal in den Missionsgebieten und in den Ostkirchen. Sie unterliegen den Vatikan-Ministerien für die Missionen und die Ostkirchen.



Nachfolger von Kardinal Walter Kasper

Ouellet ist nicht der erste Nicht-Italiener auf dieser wichtigen Position. Zwar kam sein unmittelbarer Vorgänger Giovanni Battista Re, der über 30 Jahre an vatikanischen Schaltstellen agierte, von dort. Vor ihm prägte jedoch vor allem Bernardin Gantin (1922-2008) aus Benin die Behörde.



Mit Ouellet holte sich Benedikt XVI. einen Mann, der sich in der Leitung einer großen und schwierigen Diözese bewährt hatte, zugleich aber auch schon über römische Erfahrungen verfügte. Geboren am 8. Juni 1944 in Lamotte im Süden der kanadischen Provinz Quebec, trat er dem Sulpizianerorden bei, der auf die Aus- und Weiterbildung von Priestern spezialisiert ist. Ouellet promovierte über den auch vom Papst geschätzten Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988) und war Redakteur von dessen Zeitschrift "Communio". Viele Jahre lang dozierte er als Professor an der römischen Lateran-Universität.



2001 wurde Ouellet Sekretär im vatikanischen Einheitsrat - als Nachfolger von Kardinal Walter Kasper, der zum Präsidenten der Behörde aufstieg. Doch schon nach einem Jahr betraute der Papst Ouellet mit der wichtigen Diözese Quebec, die er acht Jahre lang leitete. Besonders in Erscheinung trat er vor wenigen Wochen, als er bei einem Kongress in Rom zur Missbrauchsproblematik einen Bußgottesdienst leitete und stellvertretend für Kirchenobere um Vergebung bat.



Ausschlaggebend für seine Beauftragung für Trier dürften auch Ouellets Sprachkenntnisse gewesen sein. Der Kanadier spricht nicht nur seine Landessprachen Englisch und Französisch, sondern auch Italienisch und Spanisch. Außerdem kann er Deutsch, das er bei Gesprächen mit dem "dritten Mann" in seiner Behörde, dem aus Trier stammenden Untersekretär Udo Breitbach aufgefrischt haben könnte.



Zudem ist Ouellet profunder Kenner der Heiligen Schrift, was er bereits als Generalrelator der Weltbischofssynode 2008 über die Rolle der Bibel beweisen konnte. Damals war er für die inhaltliche Vorbereitung und die Linie der Konferenz zuständig, die sich mit den unmittelbaren Zeugnissen zum Leben Jesu befasste. Seither taucht der Name des Kanadiers auch immer wieder als einer der wenigen Nichtitaliener auf, wenn Medien über ein künftiges Konklave spekulieren.