Käßmann würdigt protestierende Frauen im Iran

"Zeigen unfassbar viel Mut"

Die evangelische Theologin Margot Käßmann ist beeindruckt von den protestierenden Frauen im Iran. Dies brauche unfassbar viel Mut. Zudem kritisierte sie generelle Kleidervorschriften für Frauen, auch in christlichen Gemeinschaften.

 Demonstrantin zeigt das Victory-Zeichen vor einer iranischen Fahne / © Cecilia Fabiano (dpa)
Demonstrantin zeigt das Victory-Zeichen vor einer iranischen Fahne / © Cecilia Fabiano ( dpa )

"Ich bewundere Frauen, die sich in diesen Tagen im Iran öffentlich das Kopftuch abreißen, die Haare abschneiden", schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in ihrer Kolumne für "Bild am Sonntag". Das brauche unfassbar viel Mut. Denn im "brutalen Mullahregime" setzten Frauen mit dieser kleinen Geste ihr Leben aufs Spiel.

Margot Käßmann 2021 in Hannover / © Julian Stratenschulte (dpa)
Margot Käßmann 2021 in Hannover / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Die evangelische Theologin kritisierte, dass es in muslimischen Ländern, aber auch in orthodoxen jüdischen und christlichen Gemeinschaften, nach wie vor Kleidervorschriften für Frauen gebe. Auf solche Ideen kämen Männer, die in Frauen nur Sexualobjekte sähen. "Weil Religionen noch immer von Männern beherrscht werden, gibt es Kleidervorschriften für Frauen", schrieb Käßmann. Frauenrechte seien Menschenrechte. "Religion darf sie nicht mit Füßen treten."

Käßmann: Deshalb nicht zum Papst mitgekommen

Sie selbst würde sich niemals freiwillig verschleiern, schrieb Käßmann. "Einmal sollte ich mit zu einer Papstaudienz unter der Bedingung, mir ein langes schwarzes Kleid und einen Schleier aufzuziehen. Da bin ich lieber zu Hause geblieben." Auch in ein Land, in dem sie gezwungen werde, ihre Haare zu verstecken, würde sie nicht fahren.

 

Weiter systemkritische Proteste im Iran

Im Iran haben die systemkritischen Proteste am Samstag in mehreren Landesteilen angedauert. Augenzeugen zufolge blockierten in der Hauptstadt Teheran Tausende Demonstranten mehrere Hauptstraßen und skandierten Slogans gegen die politische Führung der islamischen Republik. Frauen nahmen erneut ihre Kopftücher ab und riefen "Freiheit, Freiheit". In einigen Teilen der Stadt kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei sollen Polizeikräfte Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt haben.

Protest gegen den Tod von Mahasa Amini im Iran / © Uncredited/AP/ (dpa)
Protest gegen den Tod von Mahasa Amini im Iran / © Uncredited/AP/ ( dpa )