"Ein Manager wie Martin Winterkorn verdient etwa 2.000 Euro in der Stunde, soviel wie eine Erzieherin im Monat", beklagt die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Pflegekräfte erhielten deutlich weniger Gehalt als Ingenieure und da stelle sich die Frage, ob ihre Arbeit so viel weniger wert sei. Käßmann predigt an diesem Montag zum "Tag der Arbeit" in Bremen in einem ökumenischen Gottesdienst.
Mehr als nur Geld
Der Wert der Arbeit dürfe nicht allein am Einkommen gemessen werden, betonte Käßmann. "Es geht um Wertschätzung jeder Art." Gott habe den Menschen ihre Begabungen gegeben, damit sie diese in den Dienst des Gemeinwesens stellen könnten und nicht, um für sich Kapital anzuhäufen. "In unserer Gesellschaft scheint Erwerbsarbeit immer noch die eigentliche und für manche einzige akzeptierte Form der Arbeit zu sein."
Luther als Vorbild
Der Reformator Martin Luther (1483-1546) habe der Tätigkeit beispielsweise als Broterwerb, im Haushalt oder der Erziehung zu einem neuen Status verholfen, sagte die Theologin. "Für ihn hat es keine Rolle gespielt, ob die Magd den Besen schwingt oder der Fürst das Land regiert, da jeder seinen Beitrag fürs Gemeinwesen leistete. Wir aber werten Arbeit heute stark."