Jugendschutz und Medienpädagogik auf der "Games Convention"

Randphänomen oder Herzensangelegenheit?

Bässe wummern, bunte Lichter zucken. Tausende Jugendliche schieben sich durch die Hallen der Leipziger Messe. Die siebte "Games Convention" (GC), Europas Leitmesse für Computerspiele, hat am Donnerstag ihre Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. Auch in diesem Jahr trumpft die Messe mit Rekordzahlen auf: Mehr Aussteller, mehr Fläche, mehr Premieren. Beim Thema Jugendschutz und Medienpädagogik gibt sich die "Games Convention" dagegen zurückhaltender.

Autor/in:
Ellen Reglitz
 (DR)

Zum sechsten Mal gibt es auf der Messe mit der sogenannten "GC Family" einen Bereich, der Pädagogen, Eltern und Neueinsteigern die Tür zur digitalen Spielewelt öffnen soll. Im vergangenen Jahr füllte er eine ganze Halle, in diesem Jahr ist er auf weniger als 300 Quadratmeter geschrumpft.

Hartmut Warkus, Professor für Medienpädagogik an der Universität Leipzig, hat die fünf Spiele-Inseln auf der "GC Family" mitorganisiert, an denen Eltern mit ihren Kindern Lernspiele ausprobieren können. "Der Branche fehlt das Bewusstsein dafür, wie wichtig die medienpädagogische Heranführung an Computerspiele ist", kritisiert Warkus. Der Grund dafür sei einfach: "Medienpädagogik kostet Geld."

Entsprechende Angebote seien in den vergangenen Jahren kaum angenommen worden, sagt Messesprecher Torsten Anke: "Wir haben unser eigenes Bühnenprogramm mit Hallenspielen deshalb stark komprimiert." Medienpädagoge Warkus verhehlt darüber nicht seine Enttäuschung: "Für Aussteller aus unserem Bereich war das ein negatives Signal." Viele seien in diesem Jahr deshalb nicht mehr dabei, wie etwa die Bundeszentrale für politische Bildung.

"Spiele für Kinder sind jetzt überall zu finden"
Der Stand der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die für die Alterskennzeichnung von Computer- und Videospielen in Deutschland zuständig ist, liegt abgelegen neben einem Imbissbereich. "Wir haben es mit Überraschung hingenommen, dass die "GC Family" kleiner geworden ist", sagt eine Sprecherin nüchtern.

"Familienspiele werden mittlerweile von der breiten Masse der Hersteller angeboten", betont Messesprecher Anke. Auch deshalb sei eine eigene Halle für die "GC Family" nicht mehr nötig: "Spiele für Kinder sind jetzt überall verstreut auf dem Gelände zu finden."

Dass sich mit Lernspielen auch Geld verdienen lässt, hat die Branche mittlerweile erkannt. In diesem Herbst bringt Ubisoft beispielsweise eine neue Spielereihe mit dem Titel "Einsatz Erde" heraus und setzt damit auf gestiegenes Umweltbewusstsein. Bei "Insel in Gefahr" oder "Die Tierretter" rettet der Spieler bedrohte Tierarten und reinigt verdreckte Flüsse. "Wir wollen damit die Leute ansprechen, die die üblichen Spiele ablehnen, weil sie ihnen zu gewalthaltig sind", sagt Xavier Spinat, Producer bei Ubisoft. Diese Spielergruppe sei jedoch nach wie vor "eher in der Minderheit".

"Realität und Fiktion kann ich aber sehr gut auseinanderhalten"
Um das Kampfspiel "Bionic Command" ausprobieren zu können, steht Messebesucher Marcel Claus bereits eine halbe Stunde an. "Es lohnt sich, denn da kann man dem Gegner richtig einen draufhauen", sagt der 22-Jährige und fügt dann schnell hinzu: "Realität und Fiktion kann ich aber sehr gut auseinanderhalten."

Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), betont, dass das Thema Jugendschutz und Medienpädagogik der weltweit vernetzten Branche nach wie vor wichtig
sei: "Das ist uns eine Herzensangelegenheit." Pädagoge Warkus teilt allerdings diesen Eindruck nicht: "Gewaltspiele werden für den deutschen Markt entschärft, um den Jugendschutzvorgaben zu entsprechen." In anderen Ländern, in denen die Vorschriften weniger streng seien, wie etwa in Großbritannien, würden dagegen weiterhin deutlich brutalere Spiele verkauft.