Jüdische Verbände lehnen Kooperation mit Rechtspopulisten ab

Für europäische Werte kämpfen

Wenn Minderheiten angegriffen und demokratische Strukturen verletzt werden, dann sollte ganz Europa den Kampf gegen rechtspopulistische Parteien aufnehmen, betonen die jüdischen Verbände in Deutschland und Frankreich.

Rechtspopulismus: Juden sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert (dpa)
Rechtspopulismus: Juden sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert ( dpa )

Die Dachverbände der Juden in Deutschland und Frankreich lehnen eine Kooperation mit rechtspopulistischen Parteien ab. "Wir schätzen politischen Pluralismus in der Demokratie. Gerade deshalb sehen wir keine Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der AfD oder dem Front National", schreiben die beiden Vorsitzenden, Josef Schuster und Francis Kalifat, in einem gemeinsamen Beitrag für die Zeitungen "Welt" und "Le Figaro" (Samstag).

"Juden haben aufgrund ihrer leidvollen Geschichte feine Sensoren, wenn Populisten anfangen, demokratische Werte in Misskredit zu bringen, die Gesellschaft zu spalten und Minderheiten anzugreifen", so Schuster und Kalifat. "In Frankreich verbreitet die extreme Rechte Hass und nutzt dabei Mittel wie Lügen und Täuschung." Die Rechtsextremisten in Frankreich stellten jüdisches Leben infrage, indem sie überlegten, das Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit und das Schächten zu verbieten. "Der Front National spielt mit dem Leid und den Ängsten der Menschen. Er erfindet Sündenböcke, um sie zur Zielscheibe des Hasses zu machen."

"Bedrohung für das jüdische Leben"

In Deutschland scheuten einzelne AfD-Politiker nicht "vor einem Sprachgebrauch aus der Nazi-Zeit" zurück, wenn sie etwa von "Umvolkung" sprächen oder dafür plädierten, die Vokabel "völkisch" wieder positiv zu besetzen. Weiter heißt es: "Es ist für uns undenkbar, uns mit Politikern zusammenzusetzen, die ein Ende des 'Schuldkults' fordern oder die Leistungen der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg gewürdigt sehen wollen."

"Rechtspopulisten geben sich gerne als Freunde Israels oder von Juden aus", schreiben die beiden Autoren, "doch das sind sehr durchschaubare Manöver, mit denen sie versuchen, nach jüdischen Wählern zu fischen". Umso wichtiger sei es den jüdischen Dachverbänden, deutlich zu machen: "AfD und Front National sind keine Partner für uns, sondern eine Bedrohung des jüdischen Lebens in Deutschland und Frankreich."

Für Toleranz einstehen

In der jüdischen Gemeinschaft in Frankreich und in Deutschland läuteten längst die Alarmglocken, betonten Schuster und Kalifat. "Dies sollte auch für andere Menschen in unseren Ländern ein Warnsignal sein." Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Vorsitzende des Repräsentativen Rates der jüdischen Institutionen von Frankreich (CRIF) schließen ihren Beitrag mit den Worten: "So wie wir, die Juden in Deutschland und die Juden in Frankreich, gegen den Rechtspopulismus zusammenstehen, sollte ganz Europa den Kampf gegen rechtspopulistische Parteien aufnehmen - gegen Kräfte, die unsere europäischen Werte, unsere Gemeinschaft und letztlich unsere Freiheit gefährden!"


Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Horst Ossinger (dpa)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Horst Ossinger ( dpa )

Francis Kalifat, Präsident des Repräsentativen Rats der Jüdischen Institutionen in Frankreich (CRIF) / © Kamil Zihnioglu (dpa)
Francis Kalifat, Präsident des Repräsentativen Rats der Jüdischen Institutionen in Frankreich (CRIF) / © Kamil Zihnioglu ( dpa )
Quelle:
KNA