Jüdisch-katholische Geschichte im Erzbistum Köln

Der Priester, der seine eigene Mutter verstecken musste

"Damals, in der bösen Kriegs- und Nazizeit, musste ich mich ja verborgen halten. Und mein geliebter Sohn fand einen Ausweg", so schrieb die Jüdin Berta Klein am 1. August 1946 an Kardinal Frings. Bei dem Sohn handelt es sich um den katholischen Kölner Priester Peter Klein, der heute vor 100 Jahren zur Welt kam.

 (DR)

Als Sohn einer Jüdin und eines katholischen Kaufmannes wächst der am 31. Januar 1912 geborene Peter Klein in Köln auf und besucht das Realgymnasium Kreuzgasse, das er mit dem Abitur und der Absicht abschließt, Priester zu werden. Sehr wahrscheinlich prägen vor allem die Betreuung durch ein katholisches Kindermädchen und der Religionsunterricht seine Religiosität. Auch seine Aktivitäten im Bund Neudeutschland (ND) stärken sein religiöses Bewusstsein und legen das Fundament für ein Freundschafts- und Bekanntennetzwerk, das ihm in Kriegszeiten Rückhalt geben soll. Klein studiert von 1930 bis 1934 an der Universität Bonn und am Theologenkonvikt Collegium Leonium, das für seine Mutter und ihn später zu einem rettenden Zufluchtsort wird.



Nach seinem Examen begibt sich Klein 1934 in das Priesterseminar in Bensberg und wird am 27. Februar 1936 im Kölner Dom von Kardinal Schulte zum Priester geweiht. Gleich im Anschluss erweist sich seine jüdische Herkunft jedoch als Bremse für seine Ambitionen als Priester. Kann er für Kaplans- und Pfarrstellen nicht berücksichtigt werden, wird er als Assistent im Verwaltungsbereich des Generalvikariates, später im Historischen Archiv eingesetzt. Parallel dazu wirkt er als Subsidiar in der Pfarrei St. Dreikönigen (Köln-Bickendorf) und wohnt dort zusammen mit seiner Mutter, bis es nach der "Reichskristallnacht" zu Anfeindungen kommt und die Kleins zum Auszug gezwungen werden. Nach einer kurzen Zeit als Sanitäter der Wehrmacht, hilft er im Auftrag des Kölner Generalvikariats in der Seelsorge aus.



Historiker arbeitet die Geschichte der Kleins auf

"Wir können Gott nicht genug danken, dass er alles so günstig gefügt hat. Freilich habe ich noch große Sorgen wegen meiner Mutter", äußert sich Klein in einem Brief an seinen ND-Freund Willi Hausen. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Priester zusammen mit seiner Mutter im Bonner Leonium, in das sie nach dem Bombenangriff Ende Juni 1943 auf Köln geflüchtet sind. Es ist erwiesen, dass Klein seine Mutter, die auf einer Deportationsliste mit größtenteils "Volljuden aus Mischehen" stand, damit vor dem sicheren Tod rettet. Im Collegium Leonium finden Mutter und Sohn Unterschlupf, doch ist die Situation schwierig, und so wechseln sie oftmals ihre Verstecke.



Am 11. Mai 1944 kommt Priester Klein bei einem Zugunglück ums Leben. Mit Unterstützung aus dem Generalvikariat Köln und dem Collegium Leonium überlebt Berta Klein nach dem Tod ihres Sohnes dennoch den Holocaust. Sie wird 1946/47 als NS-Verfolgte anerkannt und äußert sich in ihrem Dankesbrief an Kardinal Frings wie folgt: "Ich glaube aber doch, dass mein Sohn über mich wacht und dass der liebe allmächtige Gott mich auch nicht verlässt. (…)". Kleins Mutter verstirbt 1958 in Bonn. Noch im Februar 2011 galt Berta Klein in den meisten Quellen als wahrscheinlich im Holocaust deportiert und ermordet. Doch die Aufarbeitung von Kleins Vergangenheit durch Ulrich Helbach in seinem Beitrag "Der Kölner Priester Peter Klein und seine jüdische Mutter" gesellt diesen individuellen Fall zur vielschichtigen jüdischen und christlichen Geschichte Kölns und Bonns.



Information: Der Beitrag von Ulrich Helbach "Der Kölner Priester Peter Klein und seine jüdische Mutter. Ein ungewöhnliches Fallbeispiel zum Verhältnis von katholischer Kirche und den Juden" ist erschienen in der Festschrift "Ortskirche und Weltkirche in der Geschichte" für Prälat Norbert Trippen.