Juden in NRW feiern 60. Geburtstag Israels - Bundespräsident gratuliert

Eine Stimme für Israel

Mit Volksfesten feiern heute zehn jüdische Gemeinden in Nordrhein-Westfalen den 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel.
Auch Köln will ein Zeichen für Demokratie und Toleranz setzen. Deswegen startet heute auf dem Rudolfplatz in Köln der große Israel-Tag. Mit organisiert hat ihn Manfred Gryschek, Schatzmeister des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln -Tel Aviv. "Salom und Frieden für den Nahen Osten" wünscht er sich im domradio-Interview zu diesem Geburtstag.

 (DR)

Unter den 60 Gemeinden sei mit Düsseldorf auch die größte jüdische Gemeinde in NRW, sagte ein Sprecher des Vereins "I love Israel" in München, der in diesem Jahr deutschlandweit 60 Israel-Geburtstagspartys organisiert. In Nordrhein-Westfalen wird unter anderem in Köln, Aachen und Bochum gefeiert.

Nicht nur Terror und Krawall
Für das Festtagsprogramm auf dem Kölner Rudolfplatz sorgen den Angaben zufolge unter anderem der Pianist Moshe Fleisher sowie der Geiger Igor Epstein. Außerdem können die Besucher die Atmosphäre eines beduinischen Teezeltes erleben, israelische Spezialitäten probieren und sich über touristische Angebote und Austauschprogramme in Israel informieren.

"Ich denke Israel braucht, gerade heute starke Unterstützung", so Manfred Gryschek im domradio-Interview. "Die Kontakte zwischen Tel Aviv und Köln sind sehr ausgeprägt." Der Kontakt nach Deutschland sei "einer der herzlichsten", den Israel betreibe. Bisher sei in den deutschen Medien allerdings überwiegend negativ über das Land berichtet worden. Daher sei es nun Zeit auch einmal die Seite Israels zu hören. "Israel ist ein schönes Land. Dort gibt es nicht nur Terror und Krawall, sondern auch liebe und herzliche Menschen, die dort wohnen. Das wollen wir den Leuten vermitteln", betont Gryschek.

Nach Angaben der nordrhein-westfälischen Landesverbände der jüdischen Gemeinden gibt es derzeit 19 jüdische Gemeinden in NRW. Insgesamt zählen sie rund 25 400 Mitglieder. Düsseldorf ist mit 7400 Gläubigen die größte jüdische Gemeinde in Nordrhein-Westfalen und die drittgrößte in Deutschland.

Deutsche Politiker gratulieren
Zum 60. Jahrestag der Gründung Israels haben deutsche Politiker die besondere Freundschaft beider Staaten gewürdigt. Bundespräsident Horst Köhler betonte am Donnerstag, das Jubiläum sei «auch für uns Deutsche ein besonderer Anlass zur Freude». Deutschland und Israel verbinde trotz des «beispiellosen Verbrechens der Schoah» heute eine «vertrauensvolle Partnerschaft».

Köhler rief die Deutschen in einem Grußwort zugleich auf, ihre Stimme gegen die Verharmlosung der Schoah sowie gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus zu erheben. Köhler bezeichnete das Existenzrecht Israels als «konstitutives Element deutscher Politik». Mit Blick auf den Nahost-Konflikt betonte das deutsche Staatsoberhaupt, der Weg zum Frieden führe über eine Zwei-Staaten-Lösung mit einem Israel, dessen Sicherheit und Existenz garantiert seien, und mit einem lebensfähigen palästinensischen Staat in anerkannten Grenzen und gutnachbarlicher Beziehung zu Israel.

Köhler kündigte zugleich an, den Jugendaustausch stärken zu wollen. Gemeinsam mit Staatspräsident Shimon Peres wolle er ein deutsch-israelisches Zukunftsforum ins Leben rufen, das junge Deutsche und Israelis in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zusammenbringt. Peres wird im September in Deutschland erwartet.

Die FDP-Fraktion im Bundestag bezeichnete die deutsch-israelische Freundschaft als «ein großes Geschenk der Geschichte». Die Verbundenheit Deutschlands mit Israel beruhe außer auf der historischen Verantwortung auch darauf, dass Israel der einzige demokratische Staat der gesamten Region sei.

Die Grünen-Parteichefs Claudia Roth und Reinhard Bütikofer verwiesen auf die deutsche Verantwortung, die Erinnerung an die Vergangenheit wach zu halten. Zwischen beiden Ländern könne es keine »Normalität« geben. Zugleich warben Roth und Bütikofer für einen Ausbau der »gewachsenen, tief empfundenen Freundschaft".

Links-Fraktionschef Gregor Gysi forderte seine Partei zur Solidarität mit Israel auf. Der linke Antizionismus insbesondere in den westlichen Bundesländern müsse überwunden werden, sagte Gysi.

Als «optimal» bezeichnete der Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, Johannes Gerster, die Regierungskontakte beider Länder. Allerdings werde in Deutschland die Bedrohung Israels oft nicht genug wahrgenommen, sagte Gerster.

Israels Botschafter in Deutschland, Yoram Ben-Zeev, nannte Deutschland nach den USA den engsten Freund Israels. Der frühere Botschafter in Deutschland, Avi Primor betonte, Israel habe das Ziel eines Friedens mit den Palästinensern nicht erreicht. Der historische Frieden mit Ägypten und Jordanien sollte ein Vorbild für die Palästinenser sein.

Das Gründungsjubiläum sollte am Donnerstagnachmittag auch in Berlin mit einer Festveranstaltung auf dem Gendarmenmarkt begangen werden. Ein zentraler Festakt soll am 14. Mai, dem Jahrestag der israelischen Staatsgründung im Jahr 1948, in der Frankfurter Paulskirche stattfinden. Nach hebräischem Kalender fällt der Unabhängigkeitstag in diesem Jahr auf den 8. Mai.