Judas-Darsteller in Oberammergau will Verzweiflung zeigen

Trotz aller Vorbehalte

Der Darsteller des Judas bei den Oberammergauer Passionsspielen empfindet seine Rolle nach eigenen Worten als sehr schwierig. Er wolle das "Kämpferische" und die "Verzweiflung" der Figur herausstellen, sagte Cengiz Görür.

Der Darsteller des Jesus, Frederik Mayet steht bei der Fotoprobe zu den 42. Oberammergauer Passionsspielen auf der Bühne. / © Angelika Warmuth (dpa)
Der Darsteller des Jesus, Frederik Mayet steht bei der Fotoprobe zu den 42. Oberammergauer Passionsspielen auf der Bühne. / © Angelika Warmuth ( dpa )

Er ist der erste Muslim, der bei den weltberühmten Passionsspielen eine Hauptrolle besetzt. Beim Spiel des Judas fühle er sich, als ob er gerade in der Bibel die Geschichte erlebe, sagte der 22-Jährige im Deutschlandfunk.

Er lobte das Gespür von Spielleiter Christian Stückl: "Er sieht in Leuten ein Talent, von dem man selbst nicht weiß, dass man es besitzt." Mit Blick auf die Rolle des Judas habe Stückl zu ihm gesagt: "Cengiz, da werden dir die Ohren schnackeln." Es habe durchaus die einen oder anderen Vorbehalte gegeben, dass er als Muslim die Rolle spiele. "Ich will ja nichts Böses", sagte Görür. Er sei auch nur ein Mensch, der hier geboren worden sei. "Mein Vater spricht super Bayrisch." Dieser werde bei der Premiere dabei sein.

Wegen Corona mit Verspätung

Mit zweijähriger, coronabedingter Verspätung beginnen an diesem Samstag in Oberammergau die Passionsspiele. Zum 42. Mal folgen die Bewohner des oberbayerischen Ortes einem Gelübde ihrer Vorfahren von 1633. Wenn kein Mensch mehr an der Pest stürbe, versprachen sie Gott, würden sie regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne bringen. Seit 1680 geschieht dies im Rhythmus von zehn Jahren. Dieses Mal wirken bei dem Spiel mehr als 2.100 Frauen, Männer und Kinder aus dem Dorf mit.

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)
Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips ( shutterstock )
Quelle:
KNA