Journalist Funes wird erster linker Präsident

Machtwechsel in El Salvador

In El Salvador kommt es zu einem Machtwechsel: Der Journalist Mauricio Funes wird der erste linke Präsident in der Geschichte des mittelamerikanischen Landes. Die lutherische Kirche El Salvadors begrüßte die Wahl als "historische Chance für die Armen und Entrechteten".

 (DR)

Dem epd sagte Bischof Medardo Gómez am Montag (Ortszeit): "Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ist eine Regierung an die Macht gekommen, die für die Armen arbeitet. Das ist die Wiederauferstehung von Monseñor Romero und aller anderen Märtyrer."

San Salvadors katholischer Erzbischof Oscar Romero war am 24. März 1980 während der Messe in San Salvador ermordet worden, nachdem er die damalige Militärdiktatur kritisiert hatte. Die weltweit Aufsehen erregende Tat markierte den Beginn des Bürgerkrieges im mittelamerikanischen Lande, der bis 1992 Schätzungen zufolge 70.000 Menschen das Leben kostete. Romero, ein Verfechter der Befreiungstheologie, genießt sowohl unter der katholischen Mehrheit El Salvadors als auch unter der protestantischen Minderheit bis heute große Verehrung. Im Vatikan läuft ein Verfahren zu seiner Seligsprechung.

"Präsident des Friedens, der Einheit und des Fortschritts"
Der 49-jährige Journalist Funes gewann die Wahl am Sonntag mit 51,25 Prozent der Stimmen, wie die Wahlbehörde am Montagmorgen mitteilte. Funes kandidierte für die Befreiungsbewegung Farabundo Marti (FMLN), der ehemaligen Guerillaorganisation.

Der Sieger versprach jubelnden Anhängern, er wolle "der Präsident des Friedens, der Einheit und des Fortschritts" sein. Der Kandidat der bisher regierenden Rechtspartei Arena, Rodrigo Ávila (44), räumte seine Niederlage ein und versprach eine wachsame Oppositionsarbeit.

Der frühere Leiter der Nationalpolizei kam auf 48,74 Prozent. Beide Politiker gehören einer jüngeren Generation an, die nicht mehr am Bürgerkrieg (1980-1992) zwischen konservativen Regimen und der Guerilla beteiligt war.

"Kein zweites Venezuela"
Der amtierende Präsident Antonio Saca (Arena) konnte gemäß Verfassung nicht erneut kandidieren. EU-Beobachter bezeichneten den Wahlverlauf als "geordnet" und stellten keine größeren Unregelmäßigkeiten fest. Mehr als 20.000 Polizisten und Soldaten hatten für Sicherheit gesorgt. Die Wahlbeteiligung unter den 4,2 Millionen Stimmberechtigten wurde auf etwa zwei Drittel geschätzt.

Funes wird am 1. Juni seine fünfjährige Amtsperiode antreten.
Spekulationen, er wolle eine linkspopulistische Regierung im Stile von Venezuelas Präsident Hugo Chávez errichten, wies er stets zurück.
El Salvador leidet unter wachsender Gewaltkriminalität und wirtschaftlichen Problemen, da die Auswanderer wegen der Wirtschaftskrise weniger Geld aus den USA an ihre Verwandten zu Hause schicken.

Im Parlament kann sich Funes auf die FMLN als stärkste Fraktion stützen, die allerdings keine absolute Mehrheit hat. Die Linkspartei verfügt über 35 der insgesamt 84 Sitze. Die restlichen Abgeordneten gehören der Arena und anderen rechtsgerichteten Parteien an.