Journalist erklärt "fliegende Pressekonferenz" der Päpste

Effiziente Kommunikation

Die "fliegenden Pressekonferenzen" auf dem Rückflug gehören inzwischen zu jeder Papstreise. Nicht selten erfahren Journalisten dabei überraschendes aus päpstlichem Mund. Journalist Ludwig Ring-Eifel war schon manches Mal dabei.

Fliegende Pressekonferenz mit Papst Franziskus / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Fliegende Pressekonferenz mit Papst Franziskus / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie ist die Institution der "fliegenden Pressekonferenz" des Papstes entstanden und warum ist sie für Journalisten so attraktiv?

Ludwig Ring-Eifel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ludwig Ring-Eifel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ludwig Ring-Eifel (Leiter des CIC-Büro der Katholischen Nachrichtenagentur in Rom): So viel ich weiß, war Johannes Paul II. der Papst, der die "fliegenden Pressekonferenzen" einführte. Seither hat jeder Papst dieses Instrument genutzt, um mit geringem Aufwand wichtige Botschaften so zu platzieren, dass die Medien aller wichtigen Regionen der Erde sie mitschreiben und weitergeben. Effizienter kann man nicht kommunizieren.

DOMRADIO.DE: Wie läuft so eine "fliegende Pressekonferenz" ab?

Ring-Eifel: Derzeit wird es so organisiert, dass jede Sprachgruppe (Spanisch, Italienisch, Englisch, Deutsch usw.) vorab zwei Fragen einreichen kann. Die werden dann im Laufe der Pressekonferenz gewissermaßen abgearbeitet, solange, bis der Papst zu verstehen gibt, dass er nun erschöpft ist oder etwas essen will.

Deshalb kommen nicht immer alle Sprachgruppen zum Zug. Beim Rückflug von Marseille war zum Beispiel eine Frage zur Segnung schwuler Paare eingereicht worden, die aber aus Zeitmangel nicht mehr drankam.

DOMRADIO.DE: Welche päpstlichen Aussagen auf einer solchen "fliegenden Pressekonferenz" haben bislang für die meisten Schlagzeilen gesorgt?

Ludwig Ring-Eifel

"Ich habe den Eindruck, dass gerade Franziskus diese prägnanten Botschaften mit der maximalen medialen Streuwirkung sehr bewusst nutzt."

Ring-Eifel: Die wohl berühmteste Äußerung von Franziskus war der Satz über Homosexuelle auf einer seiner ersten Reisen ("Wer bin ich, zu verurteilen?"), er entfaltete mehr mediale Wirkung als manche Enzyklika.

Beim späten Johannes Paul II. war es der Satz auf dem Hinflug nach Kuba, mit dem er das US-Embargo verurteilte: "Kuba soll sich der Welt öffnen – und die Welt soll sich für Kuba öffnen."

Auch der Satz gegen Trump während des Präsidentschafts-Wahlkampfs 2016 ("Wer Mauern gegen Migranten errichten will, handelt nicht christlich") sorgte für Wirbel, konnte aber den Wahlsieg Trumps nicht verhindern.

Oder die Äußerung gegen den Reformeifer der katholischen Kirche in Deutschland ("Wir haben schon eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland, wir brauchen keine zweite"). Ich habe den Eindruck, dass gerade Franziskus diese prägnanten Botschaften mit der maximalen medialen Streuwirkung sehr bewusst nutzt.

Die Fragen stellte Jan Hendrik Stens.

Wie erreiche ich den Papst?

Wer einen Brief an den Heiligen Vater richten möchte, kann dies per Post tun an: Seine Heiligkeit Papst Franziskus, Palazzo Apostolico, 00120 Città del Vaticano, Rom, Italien. Emails gehen an den allgemeinen vatikanischen Posteingang: postmaster@vatican.va.

Postamt im Vatikan / © tichr (shutterstock)
Quelle:
DR