Jörg Hartmann (54), Autor und Schauspieler ("Weissensee", "Tatort"), pflegt vor jedem Auftritt ein besonderes Ritual: "Ich
segne immer die Bühne", sagte er am Samstagabend in Köln. "Ich hab Sie auch gesegnet, haben Sie das gespürt?", wandte er sich an die Zuschauer.
"Ist das bekloppt? Es kann jedenfalls nicht schaden." Es gehe darum, seine Umgebung mit guter Energie aufzuladen, sagte Hartmann. "Diese Bühne ist was Heiliges, davor muss man Demut haben, vor dem Publikum sowieso. Ich meine das ernst."
Heilende Kraft der Kunst
Er äußerte sich bei einer Lesung seines Erstlings "Der Lärm des Lebens" im Rahmen des internationalen Literaturfestivals litCologne. Der Kunst misst Hartmann einende bis heilende Kraft bei. "Man braucht die Kunst unbedingt", sagte er. "Wir brauchen Geschichten, um zu überleben."
Als Beispiel erzählte er von einem todkranken Patienten, den das Team des Dortmunder Tatorts beim Dreh in einem echten Krankenhaus kennenlernte. "Wir haben uns ein bisschen befreundet, ich hab ihn später noch ein paarmal besucht", sagte Hartmann, der seit 2012 den spleenigen Kommissar Faber spielt.
"Wilfried" wurde auch als Komparse eingesetzt: "Das hat ihm so ne Kraft gegeben, noch auf die Premiere zu warten und noch Monate länger zu leben, obwohl man ihm nicht so eine Prognose gegeben hatte", so der Schauspieler. "Die Begegnung mit der Kunst, mit der Illusion, die wir aufbauen, hat ihm etwas gegeben. Das war richtig toll - furchtbar traurig und gleichzeitig wunderschön", sagte Hartmann.
