Psychotherapie und das jesuanische Heilen haben viele Parallelen

"Dein Glaube hat dir geholfen"

Handauflegen, Zuhören, Selbstheilkräfte aktivieren. Jesus hätte heute auch als Psychotherapeut aktiv sein können. Seine Heilmetoden seien denen der modernen Psychotherapie nicht unähnlich, sagen zwei Therapeuten. Jesus als Therapeut?

Autor/in:
Johannes Schröer
Jesus legte vielen Kranken die Hände auf - und heilte sie / © Lee Charlie (shutterstock)
Jesus legte vielen Kranken die Hände auf - und heilte sie / © Lee Charlie ( shutterstock )

Was waren das für heilende Kräfte, die Jesus hatte? Wie hat er schwerkranke Menschen geheilt und sogar Tote zum Leben erweckt? Am 29. Juli ist der Gedenktag von Lazarus von Bethanien, dem Bruder von Martha und Maria. 

Auferweckung des Lazarus / © Caravaggio
Auferweckung des Lazarus / © Caravaggio

Im Johannesevangelium wird erzählt, wie Lazarus schon vier Tage im Grab lag, bevor Jesus ihn zum Leben erweckte. Der Namenstag von Lazarus gibt uns die Gelegenheit, genauer auf die Heilkräfte von Jesus zu schauen. Und das lohnt sich, sagen Professorin Paraskevi Mavrogiorgou und Professor Georg Juckel. In ihrem Buch: “Wie die Seele wieder Frieden findet. Warum die alten Geschichten der Bibel uns heute Halt geben” entdecken die beiden Psychotherapeuten viele Parallelen zwischen den Heilmethoden von Jesus und der modernen Psychotherapie.

Georg Juckel und Paraskevi Mavrogiorgou / © Johannes Schröer (DR)
Georg Juckel und Paraskevi Mavrogiorgou / © Johannes Schröer ( DR )

Demnach arbeitet Jesus sehr stark mit Zuwendung und Berührung. Im Matthäusevangelium streckt Jesus dem Aussätzigen die Hand entgegen, berührt ihn und heilt ihn. “Neben dem Handauflegen ist es für Jesus wichtig, die Selbstwirksamkeitskräfte des Menschen zu aktivieren, erklärt Professor Juckel im DOMRADIO.DE Interview: “Jesus sagt an vielen Stellen, nicht ich habe dich gerettet, sondern dein Glaube hat dir geholfen”. Das heißt, die eigentliche Kraft zur Heilung geht vom betroffenen Menschen aus. Sein Glaube heilt ihn. 

So erzählt das Markusevangelium von einer Frau, die schon seit zwölf Jahren unter Blutfluss leidet und die von Jesus geheilt wird, so scheint es – aber Jesus wehrt ab und sagt: “Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein”.

Selbstwirksamkeitskräfte zu aktivieren sei ein Ansatz, den auch die Psychotherapie verfolge, sagt Professorin Mavrogiorgou. Außerdem könnten Therapeuten von Jesus viel lernen, weil er sehr sanftmütig reagiert. Er sei liebevoll und zugewandt. Und, was für die Psychotherapie auch wichtig ist, Jesus geht ohne Vorurteile auf die Menschen zu. Ihm ist es zunächst egal, ob jemand ein Sünder, ein Zöllner oder eine Hure ist. Und genau so sollte der Therapeut jeden Patienten, egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht er kommt, annehmen, wie er ist und wie er zur Therapie kommt.

Gebet als inneres Gespräch

Spinnen wir die durchaus einleuchtenden Gedanken von Jesus als Therapeuten weiter. Kann man zum Heiland oder sogar zu Gott eine therapeutische Beziehung aufbauen? Ich kann mich doch nicht zu Gott auf die Couch legen? Gott ist doch viel zu abstrakt, um mit ihm zu sprechen. Doch, das geht, sagt Paraskevi Mavrogiorgou. “Im Gebet können wir ein inneres Gespräch führen, das durchaus dialogisch sein kann”. Dann sei Gott ein klassischer psychoanalytischer Therapeut, der einem zuhöre und auch kleine Hinweise gebe. “Es geht dabei um die innere, eigene Auseinandersetzung, in die ich mich versenke, dabei hilft auch das Ritualhafte”, ergänzt Georg Juckel. Und in dieser inneren Selbstbefragung vor Gott könne der Mensch dann auch eine Seelenruhe finden. 

Der Mensch hat einen Körper, einen Geist und auch eine Seele, davon sind die beiden Psychotherapeuten überzeugt. Deshalb sei der Mensch auch auf einer religiösen, spirituellen Ebene ansprechbar. Zum Beispiel durch das Gebet, das dem Menschen Kraft geben kann. Sie wollen den Menschen als Ganzes verstehen und dazu gehöre eben auch der Glaube. Im Grenzgang zwischen Psychotherapie und Religion sind die beiden Pioniere. In Zukunft wollen sie die heilende Kraft, die von Gebeten ausgehen kann, noch näher untersuchen.

Quelle:
DR

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