Jesuitenpater verteidigt umstrittene Kunstidee

"Sterben ist nicht tabu"

Berechnende Provokation oder berechtigte Kunst? Die Debatte um die Pläne eines Künstlers, im Rahmen einer Kunstaktion einen Sterbenden auszustellen, hält an. Nach einer ersten Kritik-Welle verteidigte "Kunstpater" Mennekes nun die Idee.

 (DR)

Gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sagte Friedhelm Mennekes, die "würdevolle Präsentation" eines Leichnams in einer Ausstellung könne konstruktiver Impuls für die Auseinandersetzung mit dem Tod sein. Sogar über das Sterben eines Menschen dort könne er "nachdenken, auch das halte ich nicht in jedem Fall für tabu", sagte der Leiter der Kunst-Stadtion Sankt Peter der Zeitung. Im Museum bestehe die Möglichkeit, den Tod direkt und plastisch vorzustellen.

Auch der Der Mönchengladbacher Künstler Gregor Schneider selber verteidigte  seine Pläne. Die Realität des Sterbens in deutschen Kliniken, Intensivstationen und Operationssälen sei grausam. "Das ist der Skandal", sagte er "Welt online". Der Tod und der Weg dahin stelle ein Leiden dar. "Die Auseinandersetzung mit dem Tod, wie ich sie plane, kann uns den Schrecken vor dem Tod nehmen."

Künstler könnten durchaus "geschützte und humane Räume für den Tod bauen", sagte Schneider ebenfalls dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Es hätten sich schon "Leute gemeldet", die Interesse an einer Teilnahme hätten. Deren Einverständnis für alle Schritte einer solchen Aktion sei selbstverständlich. Wenn sich letztlich doch niemand für das Projekt finde, könne er es "spätestens mit mir selbst realisieren", so Schneider. Die Idee eines Raums für den Tod habe er schon 1996 geäußert. Das setze aber eine "andere Vorstellung des Museums" voraus. Ihm sei klar, dass eine Ausstellung mit Leichnam nicht genehmigt werde.

Scharfe Kritik am Montag
Politiker und Kirchenvertreter hatten die Pläne am Montag scharf kritisiert. Es handele sich um eine Provokation, die mit würdevollem Sterben nicht vereinbar sei, sagte ein Vertreter des Bistums Aachen.

NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und Landtagsabgeordnete verschiedener Fraktionen erklärten, man solle einen realen Sterbeakt nicht öffentlich ausstellen, auch wenn der Tod sonst verdrängt werde. Die Stadt Krefeld hatte die Pläne am Wochenende vehement abgelehnt. Das Museum Haus Lange, das sich der Künstler als Schauplatz wünsche, stehe für eine "solche pietätlose Aktion" nicht zur Verfügung.