Jesuiten wollen Missbrauchsopfer entschädigen

Genugtuung leisten

Der Jesuitenorden geht in der katholischen Kirche voran und will Opfern sexuellen Missbrauchs Entschädigungen anbieten. In der Diskussion seien einmalige Pauschalzahlungen von 5.000 Euro, sagte Provinzial Stefan Kiechle, oberster Vertreter der Jesuiten in Deutschland. «Wir müssen nicht nur Schuld bekennen, sondern auch Genugtuung leisten», sagte Kiechle.

 (DR)

Bei der Höhe der Entschädigungszahlungen werde es Enttäuschungen geben. "Aber ich fürchte, das können wir nicht vermeiden", sagte der Provinzial. Doch dürfe der Orden auch nicht den Eindruck erwecken, Geld könnte ungeschehen machen, was den Opfern widerfahren ist. "Die Geste, die wir anbieten, ist für uns schmerzhaft. Aber sie bleibt klein und bruchstückhaft, ist ein Zeichen unserer Ohnmacht angesichts des Leids", sagte Kiechle.



Die Zahlungen seien mit der Gemeinschaft abgesprochen, "die Brüder sind zum Verzicht bereit". Die Sühne müsse weh tun, sonst werde der Auftrag verraten, an der Seite der Opfer zu sein. Nach Angaben Kiechles haben sich rund 200 ehemalige Schüler beim Orden als Opfer sexueller Gewalt gemeldet. "Wie viele von ihnen auch eine Entschädigung wollen, wissen wir nicht", sagte der Provinzial.



Mit dem Vorstoß solle die katholische Deutsche Bischofskonferenz, die sich bislang nicht auf Entschädigungszahlungen verständigt hat, nicht unter Druck gesetzt werden. Die Jesuiten wollten ein Zeichen setzen: "Da darf es nicht um Taktik oder Kosten gehen. Es ist eine Frage unserer Wahrhaftigkeit und unseres Selbstverständnisses."



Vertreter des Ordens wollen sich am Samstag in Berlin erneut mit der Opferinitiative "Eckiger Tisch" treffen. Die Initiative "Eckiger Tisch" fordere vom Jesuitenorden eine Entschädigungszahlung an jedes Missbrauchsopfer "im oberen fünfstelligen Bereich", erklärte die Opferinitiative zudem. Geld könne ihre verlorene Zeit zwar nicht zurückbringen und nicht wieder heilmachen, was zerstört worden sei. Eine angemessene Zahlung könne aber Erleichterung verschaffen. Viele Opfer seien in ihrer psychischen Entwicklung massiv und dauerhaft geschädigt. Eine deutliche und für die Institutionen auch schmerzhafte Zahlung erkenne diese Leiden an.



Seit Jahresbeginn waren zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs in kirchlichen und anderen Einrichtungen bekanntgeworden. Mit angestoßen hatte die Untersuchungen der Leiter des von Jesuiten betriebenen Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes. Die Bischofskonferenz berät in der nächsten Woche in Fulda über Konsequenzen aus den Missbrauchsfällen. Der von der Bundesregierung eingesetzte Runde Tisch berät wieder am 30. September.