Jesuiten wählen neuen Generaloberen

Premiere nach 500 Jahren

Delegierte des Jesuitenordens aus aller Welt kommen am Montag in Rom zusammen, um einen neuen Leiter für den mit rund 20.000 Mitgliedern größten Orden der katholischen Kirche zu wählen. Der bisherige Amtsinhaber, der Niederländer Peter Hans Kolvenbach (79), tritt nach 24 Jahren zurück - ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Ordens.

 (DR)

Mit der Wahl eines Nachfolgers wird für den 19. Januar gerechnet. Zuvor beraten die 226 Teilnehmer der 35. Generalkongregation, der gesetzgebenden Versammlung des Ordens, über aktuelle Fragen der Ausrichtung der "Gesellschaft Jesu", unter anderem über ein erneuertes Verständnis des Gehorsamsgelübdes gegenüber dem Papst.

Sondererlaubnis von Papst Benedikt XVI.
Der Rücktritt eines Jesuiten-Generals ist ein bislang einmaliger Vorgang in der fast 500-jährigen Ordensgeschichte. Üblicherweise scheidet der Leiter, der mit Blick auf seinen Einfluss und die Priestersoutane auch "Schwarzer Papst" genannt wird, durch Tod aus dem Amt.

Für die jetzige Neuwahl war eine Sondererlaubnis von Papst Benedikt XVI. nötig. Der Nahostexperte Kolvenbach, der 25 Jahre im Libanon lebte und während seiner Zeit in Rom den Orden aus einer turbulenten Phase in ruhigeres Fahrwasser steuerte, wollte spätestens zu seinem 80. Geburtstag zurücktreten.

Über den neuen Generaloberen entscheiden 218 Wahlmänner, die nach einem bestimmten Schlüssel aus allen Ordensprovinzen weltweit entsandt wurden. Die deutsche Provinz, zu der neben der Bundesrepublik auch Skandinavien zählt, ist mit dem Psychologen Hans Zollner von der römischen Gregoriana-Universität und dem Theologen Ulrich Rohde aus Frankfurt vertreten. Der neue Ordensobere muss mindestens 110 Stimmen auf sich vereinen.

Wie bei einem Papst-Konklave ist die Wahlversammlung streng abgeschirmt. Der Gebrauch von Telefonen ist verboten. Um die Stimmabgabe zu beschleunigen, kommt erstmals ein elektronisches Verfahren zum Einsatz. Der neue General muss mindestens 110 Stimmen auf sich vereinen. Über das Ergebnis wird umgehend der Papst informiert. Erst danach erfährt auch die Öffentlichkeit den Namen. Am 21. Februar will Benedikt XVI. die Jesuiten in Audienz empfangen. Mindestens bis dahin dauern die inhaltlichen Beratungen der Generalkongregation an.