Jesuit und Buchautor Martin setzt auf Wandel in der Kirche

Beginn für ein wunderbares Wachstum

Für den Jesuiten und Buchautor James Martin hat ein Wandel in der katholischen Kirche schon jetzt begonnen. Die von Papst Franziskus angestoßene Weltsynode könne "der Beginn für ein wunderbares Wachstum in der Kirche sein".

Jesuit James Martin / © Francesco Pistilli (KNA)
Jesuit James Martin / © Francesco Pistilli ( KNA )

Das sagte der US-Amerikaner Martin in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Er selbst hoffe beispielsweise auf Änderungen beim Umgang mit Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten.

Jesuit James Martin am 2. Oktober 2019 im Vatikan / © Francesco Pistilli (KNA)
Jesuit James Martin am 2. Oktober 2019 im Vatikan / © Francesco Pistilli ( KNA )

Zugleich verteidigte der Jesuit, einer der prominentesten Katholiken in seinem Heimatland, den weitgehenden Ausschluss der Presse von den Beratungen der Synode, die vom 4. bis 29. Oktober in Rom stattfinden.

"Mein Empfinden ist, dass ein wahres Urteilsvermögen nur dann entwickelt werden kann, wenn Gespräche offen sind. Das bedarf naturgemäß einer Vertraulichkeit."

Beschlussfassende Versammlung erstmal nicht in Sicht

Eine beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche werde es seiner Einschätzung nach vorerst nicht geben, fügte Martin hinzu. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand über ein drittes Vatikanisches Konzil nachdenkt. Keine Synode, keine Versammlung und kein Papst können alle Herausforderungen der Kirche anpacken."

Papst Franziskus eröffnet die Weltsynode am 9. Oktober 2021 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus eröffnet die Weltsynode am 9. Oktober 2021 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

"Aber ist es unvernünftig, zu glauben, dass eine Gruppe von engagierten Katholikinnen und Katholiken nicht dabei helfen kann, zumindest ein paar der Herausforderungen profund miteinander zu besprechen?"

Auf die Frage, wie die Kirche seiner Meinung nach ihre moralische Glaubwürdigkeit zurückgewinnen könne in Zeiten von Missbrauchsskandalen und stetig wachsenden Austrittszahlen, antwortete der Ordensmann: "Indem sie ihre Verbrechen und Sünden zugibt. Indem sie sich entschuldigt und entschädigt. Und indem sie das tut, was sie vor allem tun sollte: das Evangelium predigen. Die wichtigste Botschaft der Kirche ist kein Buch, kein Dokument oder ein irgendwie gearteter Text. Die wichtigste Botschaft ist eine Person: Jesus Christus."

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA