WunderBar

Jedes Kind bringt neue Hoffnung

Es war tiefe Nacht, als wir am ersten Weihnachtstag als Eltern aufbrachen.

Baby im Arm der Mutter / © Iermolovich Daria (shutterstock)
Baby im Arm der Mutter / © Iermolovich Daria ( shutterstock )

Als wir das erste Mal als Eltern Weihnachten feierten, war der Große gerade erst auf die Welt gekommen. An Schlafrhythmus war also noch gar nicht zu denken.

Wie alle frisch gebackenen Erst-Eltern sind wir jeden Tag von morgens bis abends beschäftigt das Wunder zu bestaunen, das da in unsere Welt gepurzelt war.

Am ersten Heiligen Abend kommen die Freunde, mit denen wir damals wie heute Weihnachten feiern. Bis nach Mitternacht schläft das Kerlchen friedlich auf eine Decke vor dem Couchtischchen mit einsamer Kerze auf einsamen Tannenzweig.

Dann wird es wach.

Gegen halb eins ist von Weihnachtsruhe immer noch nichts zu spüren, das Kindchen weint und weint.

Als das Weinen weder von Hunger noch von nasser Windel kommen kann, brechen wir einfach alle zu einem Nachtspaziergang auf.

Es hat geschneit. Das Kindchen auf meine Brust geschnallt, darüber der wärmste Mantel meines Mannes, den wir finden können, stapfen wir durch Schnee und eine sternenklare Nacht.

Wir sprechen wenig. Und wenn nur leise. Sicher will niemand das schlafende Kind stören.  Aber sicher will auch niemand den Zauber stören, der uns alle einhüllt.

Ein ganzes neues Leben tragen wir da bei uns. Das braucht Schutz und Aufmerksamkeit. Und zugleich werden wir von der ersten Sekunde an beschenkt, mit Zukunft beschenkt.

Seither gab es viel Zukunft. Und viele Weihnachtsfeste. Es gab Menschen, Bücher und Reisen, die wir ohne unsere Kinder nie kennengelernt hätten.

Und es gibt Weihnachtsfeste, die wir ohne die Kinder nie gehabt hätten: Der Große hat sich dieses Jahr z.B. gewünscht, dass wir zu ihm kommen. Sein Studium in Paris geht zu Ende. Dort will er mit uns feiern.

So steht heute unser Adventslichterweg im Flur seiner kleinen WG. Wer hätte das damals in der sternenklaren Nacht gedacht? Also, ich gewisslich nicht.

Immer noch aber feiern wir an Weihnachten, dass ein Kind auf die Welt gekommen ist. Ein neues Leben, das neue Zukunft mit sich brachte.

Und so viel neue Hoffnung.

Möge sich vor allem diese neue Hoffnung auf neue Zukunft in dieser zweiten Pandemieweihnacht ausbreiten. Und zwar: exponentiell ausbreiten.

Ich wünsche: Frohe Weihnachten.