Jedes dritte Opfer in Gaza ist ein Kind - Steinmeier warnt vor humanitärer Katastrophe

Zivilbevölkerung im Kreuzfeuer

Das Kinderhilfswerk unicef hat auf die dramatische Situation der Kinder im Gaza-Streifen hingewiesen. Jedes dritte Opfer in Gaza sei ein Kind, erklärte UNICEF am Mittwoch in Köln. Kinder und Frauen litten besonders hart unter den anhaltenden Kämpfen im Gazastreifen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier fordert einen zumindest kurzzeitigen humanitären Waffenstillstand.

 (DR)

Nach Angaben der palästinensischen Autonomiebehörde seien unter den 952 Getöteten 292 Kinder gewesen. Laut israelischer Regierung seien seit dem 27. Dezember vier israelische Zivilisten getötet und 255 verletzt worden, so die Hilfsorganisation.

unicef appellierte an die Konfliktparteien, das Blutvergießen zu stoppen und die Zivilbevölkerung aus dem Kreuzfeuer zu nehmen. Israel und die Palästinenser müssten die diplomatischen Bemühungen um eine sofortige Waffenruhe des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon unterstützen.

Laut unicef reichen die humanitären Waffenpausen nicht aus, um die Bevölkerung zu versorgen. Kinder- und Babynahrung seien nicht mehr zu bekommen. Die Hilfsmöglichkeiten der zehn UNICEF-Mitarbeiter seien begrenzt. Trotzdem haben die Mitarbeiter UNICEF zufolge in den vergangenen drei Tagen 65.000 Flaschen Trinkwasser und Materialien zur Wasseraufbereitung für 5.000 Familien bereitgestellt.

Steinmeier warnt vor humanitärer Katastrophe in Gaza
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnt angesichts der fast dreiwöchigen Kampfhandlungen im Gaza-Streifen vor einer humanitären Katastrophe. «Die Kampfhandlungen müssen eingestellt werden, die Waffen müssen zum Schweigen gebracht werden», sagte Steinmeier am Mittwoch im Bundestag in Berlin. Dazu könne auch ein kurzzeitiger humanitärer Waffenstillstand gehören, für den er ab Donnerstag wieder im Nahen Osten werben wolle.

Eine Voraussetzung für einen dauerhaften Waffenstillstand sei, Israel ein erhöhtes Maß an Sicherheit zu garantieren, sagte Steinmeier weiter. Die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen müsse sicherer und der Waffenschmuggel für die radikal-islamische Hamas müsse unterbunden werden. Zugleich komme es darauf an, die Grenzübergänge von Gaza nach Israel zu öffnen, um eine dauerhafte Versorgung sicherzustellen.

Steinmeier bot erneut deutsche Hilfen zur Lösung de Nahost-Konfliktes an. Dabei gehe es aber nicht um eine deutsche Beteiligung an einer internationalen Mission im Gaza-Streifen, sondern um materielle und personelle Hilfe für Ägypten, stellte der Minister klar.

Erzbischof Marx: Der Krieg muss aufhören
Nach Ansicht des Erzbischofs von München und Freising, Reinhard Marx, kann nur der Druck von außen ein Ende des Konflikts zwischen Israel und der Hamas bewirken. Alle - auch die gemäßigten Palästinenser - blickten auf die USA, sagte Marx in einem Interview des Berliner «Tagesspiegel» (Mittwoch). Der Krieg müsse aufhören, er koste so viel unschuldiges Leben, so der Erzbischof weiter. Marx hält sich derzeit zusammen mit acht Bischöfe aus Europa und Amerika im Heiligen Land in Bethlehem zu einem Solidaritätsbesuch auf.

Marx betonte zugleich, die Bischöfe seien nicht als Politiker, sondern als Geistliche gekommen, um Solidarität mit den Christen auszudrücken. Es werde oft gesagt, dass die Stimme der Religion wichtig sei. So knüpften die Menschen große Hoffnungen an einen möglichen, offiziell noch nicht bestätigten Besuch von Papst Benedikt XVI. im Mai oder Juni. Er solle als religiöse und moralische Autorität die Dinge voranbringen.