Das "bleibende Erschrecken" über "die unfassbare Missachtung" der Menschlichkeit an Orten wie Flossenbürg sei nötig, damit eine "öffentliche Kultur der Humanität" neue Kraft bekomme, sagte der Theologe am Sonntag laut Redemanuskript in der KZ-Gedenkstätte.
Erinnerung an
Dieser Ort erinnere an die Zerbrechlichkeit von ethischen Überzeugungen, die man für gesichert halte. "Sie sind nicht gesichert", sagte Bedford-Strohm: "Wir müssen immer wieder von neuem dafür eintreten." Bedford-Strohm erinnerte bei dem Gedenken an den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 in Flossenbürg hingerichtet worden war.
Bonhoeffer sei dafür eingetreten, dass sich Theologie und Ethik in die Politik einmischen müssten und nicht auf den privaten Bereich beschränkt seien. Das biblische Doppelgebot der Liebe zeige, "dass es Selbstbetrug wäre, wenn Christen Unrecht hinnehmen würden, indem sie in der Öffentlichkeit schweigen", sagte der Landesbischof.
Das KZ Flossenbürg
Die Nationalsozialisten hatten das Konzentrationslager Flossenbürg im Jahr 1938 errichtet. Politische Gegner des Regimes, Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene waren dort unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. Von insgesamt rund 100.000 inhaftierten Menschen starben laut KZ-Gedenkstätte etwa 30.000 an den Folgen von Zwangsarbeit sowie an Hunger, Terror und Gewalt. Am 23. April 1945 befreiten US-Truppen das KZ Flossenbürg.