Italiens Bischöfe sorgen sich um die Politik

Qualitätsverlust

Auch wenn der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz Silvio Berlusconi und seine Eskapaden nicht direkt ansprach – an den Ministerpräsidenten denken musste Kardinal Angelo Bagnasco wohl auch, als er sich bei einem Bischofstreffen besorgt über den Zustand der italienischen Politik äußerte.

 (DR)

Diese leide unter einen "Qualitätsverlust", sagte Bagnasco am Montagabend in seiner Eröffnungsrede vor der Vollversammlung der Bischöfe in Assisi. Es existiere die Gefahr eines schwindenden Vertrauens der Bevölkerung in die politische Klasse. Es bleibe nicht mehr viel Zeit, um das Land wieder "flott zu machen", so der Erzbischof von Genua.



Zugleich rief Bagnasco die katholischen Laien zu verstärktem politischen Engagement auf. Die Gläubigen müssten ohne Scheu politische Fragen erörtern und für ihre moralischen Überzeugungen eintreten, forderte er. Katholiken sollten ihre Wertvorstellungen nicht nur bekunden, sondern auch in der politischen Praxis verwirklichen.



Gefahr einer Spaltung des Landes

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hielt ein Plädoyer für die Einheit Italiens. Die Gefahr einer Spaltung des Landes gehe nicht so sehr von der "ein oder anderen" Initiative einer Partei aus, sondern von Tendenzen, einen Teil des Landes in Europa zu verankern und den anderen Teil zu vernachlässigen. Bagnasco rief zudem dazu auf, einen Runden Tisch zu gründen, um einen Notfallplan zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auszuarbeiten. An diesem Runden Tisch sollten Politiker von Regierung und Opposition sowie Gewerkschaften und Sozialpartnern zusammenkommen.



Die italienischen Bischöfe sind am Montag in Assisi zu ihrer 62. Vollversammlung zusammengekommen. Themen des viertägigen Treffens sind unter anderem die Beziehungen zwischen den Kirchen und der Europäischen Union, der Weltjugendtag 2011 in Madrid sowie die sozialen und medizinischen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft.



Papst Benedikt XVI. rief die italienischen Bischöfe auf, verstärkt die Bildung von Jugendlichen zu fördern. Allgemeine Hinweise auf Werte reichten nicht aus, um einem abnehmenden Vertrauen in das Leben entgegenzutreten, heißt es in seiner am Dienstag vom Vatikan verbreiteten Botschaft an die Vollversammlung. Werte müssten durch persönliche Beziehungen vermittelt werden, schreibt der Papst. Der Familie müsse hierbei eine zentrale Rolle zukommen.