Italiens Bischöfe sehen EU-Flüchtlingskompromiss kritisch

"Klarer Rückschritt"

Als einen "klaren Rückschritt" wertet der Migrationsbeauftragte der Italienischen Bischofskonferenz, Erzbischof Giancarlo Perego, den Kompromiss der EU-Innenminister zur Flüchtlingsproblematik. Er gebe keine Antworten.

Jugendliche aus aller Welt halten sich an den Händen beim internationalen Welttreffen für Geschwisterlichkeit auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Jugendliche aus aller Welt halten sich an den Händen beim internationalen Welttreffen für Geschwisterlichkeit auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die am Donnerstag in Luxemburg gefundene Vereinbarung gebe keine Antworten auf die grundlegenden Fragen, bemängelte Perego, der die bischöfliche Stiftung "Migrantes" leitet.

Italien ist Durchgangsstation

Weiter sagte Perego in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Zeitung "Avvenire", es gebe Länder, die bei der Aufnahme von Migranten eine größere Last übernehmen als andere. Italien zähle jedoch nicht dazu; bislang hätten 90 Prozent der in Italien gelandeten 1,2 Millionen Migranten das Land lediglich als Durchgangsstation genutzt. Bei der Zahl der längerfristig aufgenommenen Geflüchteten liege Italien in der EU auf Rang 14. 

Große Verantwortung

Italien komme allerdings bei der Frage der Asylgewährung eine große Verantwortung zu. Hier stehe das Land noch immer am Anfang; Italiens Asylverfahren seien "eine Schande", klagte der Erzbischof. Es sei wenig beruhigend, dass die EU nun im Prinzip dasselbe vorschlage, was Großbritannien mit der Abschiebung von Geflüchteten nach Ruanda versuche. Namentlich nannte er die Abschiebung in "mutmaßlich sichere Drittländer wie Nigeria, die Elfenbeinküste oder Tunesien."

Weiter beklagte Perego, dass sich in vielen Ländern Europas eine ideologische Sicht auf Einwanderung ausbreite. Diese stelle das in allen europäischen Verfassungen enthaltene Asylrecht in Frage. 

Quelle:
KNA