Italienische Gemeinde führt in Wuppertal die Passion Christi auf

Den Glauben auf die Straße tragen

In diesem Jahr spielt Maurizio Bommarito zum dritten Mal in Folge Jesus - zu Karfreitag schlüpft der 34-Jährige in die Rolle des Messias und stellt bei den diesjährigen Passionsspielen in Wuppertal das Leiden Christi nach. Mehrere Tausend Zuschauer werden am Freitag zu der Veranstaltung erwartet.

Autor/in:
Emily Loh
 (DR)

Jesus zu spielen, sei immer wieder eine große Ehre - zudem gebe es immer wieder Auswirkungen auf den Alltag, erzählt Bommarito, der ansonsten in der Gastronomie arbeitet. "Vor ein paar Tagen wurde ich in der Bäckerei gefragt: "Ey, bist du nicht der Jesus". Was sagt man da?", erzählt er. Doch nicht nur als Hauptfigur war der 34-Jährige schon an den Passionsspielen beteiligt - Bommarito spielte auch schon einen Römer, war Judas oder Pontius Pilatus.

Mit den Passionsspielen hält die katholische Gemeinde Missione Cattolica Italiana das Erbe ihrer Eltern wach. "Das ist Tradition in Sizilien und Süditalien und schon unsere Eltern haben die Passionsspiele hier veranstaltet", erklärt Anna Petrotta, die ehrenamtlich als Pressesprecherin der katholischen Mission in Oberbarmen arbeitet. "Es ist einfach ein großer Spaß, voller Ernsthaftigkeit, im Grunde eine große Familie."  Seit 1977 führen Mitglieder der Gemeinde die biblische Geschichte auf.



Geschichte und Religion zusammenbringen

Bommarito fügt hinzu: "Im Endeffekt geht es ja um die Geschichte und um den Glauben. Deswegen macht das jeder einzelne hier, weil es das ist, wovon wir überzeugt sind: Dass Gott uns seinen Sohn geschickt hat, der für uns gestorben ist." Seit 20 Jahren ist er dabei, jährlich sind über 50 Schauspieler und Helfer an den Passionsspielen beteiligt - sie stammen aus der Missione Cattolica Italiana und anderen Gemeinden der Umgebung. "Am Anfang waren es noch 100 Zuschauer, jetzt sind es bei schönem Wetter über 5.000", erzählt der Jesus-Darsteller.

Regisseur Salvatore Giancani sieht vor allem den religiösen Hintergrund für die Passionsspiele. "Was wir hier tun, ist ja kein Theaterspiel, sondern wir erinnern am Karfreitag daran, warum es den Karfreitag überhaupt gibt: Es ist uns allen ein großes Bedürfnis, unseren Glauben an Jesus Christus auf die Straße zu tragen und ihn so zu leben, wie wir es von unserer Heimat her gewöhnt sind", sagt er, auch wenn es nicht nicht immer modern und populär sein möge.

Die Prozession wird in italienischer Sprache abgehalten, die Texte sind komplett aus der Bibel übernommen: "Man sieht am Karfreitag häufig Menschen aller Nationen am Wegesrand stehen und beten. Die Bibelverse sind klar zu erkennen - egal, in welcher Sprache man sie gelesen hat", erklärt Anna Petrotta.

Auch dieses Jahr werden wieder Tausende Gäste erwartet, die den Leidensweg Christi über mehrere Stationen begleiten. Sie erleben den Verrat des Judas im Deweerthschen Garten und folgen den Schauspielern bis zur Parkanlage Hardt, wo am Abend die Kreuzigung stattfindet. Darsteller wie auch Zuschauer müssen dabei Ausdauer mitbringen - die Passionsspiele dauern mehrere Stunden.