Israels Staatspräsident Schimon Peres beendet seine Amtszeit

Der "Mann des Friedens" geht in Zeiten des Krieges

Am Sonntag geht die Amtszeit von Israels Staatspräsident Schimon Peres offiziell zu Ende. Der fast 91-jährige Friedensnobelpreisträger geht auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere, endlich auch im eigenen Land für 50 Jahre im Dienst Israels anerkannt.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Israels Präsident Schimon Peres (dpa)
Israels Präsident Schimon Peres / ( dpa )

Fast hätte er seine Amtszeit mit einem großen Hoffnungssymbol beenden können: Die Bilder des gemeinsamen Besuches mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Vatikan gingen um die Welt. Doch es sollte anders kommen: Während das weltweit älteste Staatsoberhaupt an diesem Donnerstagabend mit einer letzten Rede vor der Knesset auf die Errungenschaften Israels zurückblickt, hat der israelisch-palästinensische Konflikt eine neue blutige Spitze erreicht. Der gewünschte Frieden scheint so weit entfernt wie seit Jahren nicht mehr.

Er wurde nie vom Volk gewählt und war dennoch mehrfach Ministerpräsident, Außenminister, stellvertretender Staatspräsident und schließlich Präsident: Nahezu jedes wichtige politische Amt seines Landes hat Schimon Peres bekleidet. Nach sieben Jahren in seinem letzten und höchsten Amt endet die Ära Peres, der am 2. August seinen 91. Geburtstag feiert. "Stimme des Friedens", "Friedenstaube" oder ähnlich lauten die Attribute, die Peres zum Ende seiner politischen Karriere zugeschrieben werden. Fakt ist, dass er die Nahost-Politik wie kaum ein anderer über ein halbes Jahrhundert mitgestaltet hat.

Elf Jahre alt war der 1923 als Szimon Perski im polnischen Wiszniewo (heute Wischnewa in Weißrussland) Geborene, als er mit seinen Eltern nach Palästina auswanderte. Schon als Jugendlicher engagierte er sich in der Arbeiterpartei und der Gewerkschaftsbewegung. Daneben kämpfte er in der jüdischen Miliz "Haganah" und war nach der Staatsgründung Israels 1948 maßgeblich an der Aufrüstung beteiligt. 1959 wurde er erstmals als Abgeordneter in die Knesset gewählt.

Ein "weiser und guter Mann", sagte Papst Franziskus bei seinem Zusammentreffen mit Peres im Mai über seinen Gastgeber. Auch deutsche Politiker lobten den Staatsmann zu seinem 90. Geburtstag als Politiker mit Weitsicht, Realitätssinn und einem unermüdlichen Einsatz für den Frieden. Peres' Projekte wie das 1997 gegründete "Peres Center for Peace" trügen entscheidend für die Stärkung von Austausch und Verständnis bei, lobte etwa Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Grußbotschaft. Peres' Handeln sei "wegweisend für die deutsch-israelischen Beziehungen".

Auch Kritik an dem Friedensnobelpreisträger

Bei allen Friedensbemühungen wird aber auch Kritik an dem Friedensnobelpreisträger geäußert. In den 1960er und 70er Jahren habe er israelische Siedler verteidigt. Auch zum Ende seiner Amtszeit noch verurteilte Peres Boykottdrohungen gegen Israel wegen dessen Siedlungspolitik. Sein Einlenken auf den Friedenskurs des später ermordeten Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin sei in erster Linie pragmatischer Natur gewesen, sagen Vertraute. Kritiker werfen ihm vor, als Staatsoberhaupt der Siedlungspolitik des amtierenden Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu Legitimität verliehen zu haben.

Peres' Engagement galt einem starken Israel und einem jüdischen Israel. Es gebe im Judentum keinen Unterschied zwischen Religion und Nation, betonte er - und verurteilte zugleich den Missbrauch von Religion für das "Zementieren von Hergebrachtem". Für das Erreichen eines dauerhaften Friedens forderte er eine starke Führung. Es gelte, den alten Konflikt loszuwerden, da Bomben und Steine keine Alternative darstellten, forderte er und gab sich auch zum Ende seiner Amtszeit optimistisch. Er halte auch als normaler israelischer Bürger an seinem Traum von Frieden und Sicherheit für Israel fest.

Zumindest die politische Bühne verliert mit ihm einen unermüdlichen Vorsprecher in dieser Sache. Auf den Friedensnobelpreisträger aus dem linksliberalen Lager folgt als zehnter Präsident des jungen Staates der rechtskonservative Reuven Rivlin.


Quelle:
KNA