Israels Einmarsch in den Libanon - Aktion "Gebührender Lohn"

Bomben auf Beirut: "Es ist Krieg"

Zwischen Israel und dem Libanon ist die Situation so schlimm wie zuletzt 1996: Man wolle das Nachbarland "komplett isolieren", gab der israelische Armeefunk am Morgen bekannt. Die Luftwaffe hatte am Morgen den Flughafen von Beirut und einen Vorort der Hauptstadt bombardiert. Bei den Angriffen wurden zahlreiche Zivilisten getötet.

 (DR)

Zwischen Israel und dem Libanon ist die Situation so schlimm wie zuletzt 1996: Man wolle das Nachbarland "komplett isolieren", gab der israelische Armeefunk am Morgen bekannt. Die Luftwaffe hatte am Morgen den Flughafen von Beirut und einen Vorort der Hauptstadt bombardiert. Bei den Angriffen wurden zahlreiche Zivilisten getötet. Anlass für Israel war die Entführung von zwei Soldaten. Beobachter vor Ort bezeichnen die Situation mit "Krieg".  

Der Libanon streitet jede Verantwortung für die Entführung der Soldaten zurück. Die Regierung in Beirut distanzierte sich gleichzeitig von der Aktion der extremistischen Hisbollah Miliz und erklärte sich zur Vermittlung bereit. Die israelische Armee war nach der Entführung der beiden Soldaten mit Boden- und Lufttruppen in den Südlibanon eingerückt. Im Zuge der "Gebührender Lohn" getauften Offensive drohte der Heereschef mit weiteren Attacken auf die Infrastruktur des Libanon, sollten die Soldaten nicht freigelassen werden.

Nahost-Korrespondent Ulrich Sahm über die aktuelle Entwicklung: "Es ist Krieg"

Die israelische Armee hatte Ende Juni ihre "Sommerregen" genannte Offensive begonnen. Ziel ist es zum einen, den am 25. Juni verschleppten Soldaten Gilad Schalit freizubekommen; zum anderen sollen Raketenangriffe von Palästinensergebiet und Libanon auf Israel gestoppt werden. Seit Beginn der Offensive töteten israelische Soldaten mindestens 56 Palästinenser im Gazastreifen. Am Mittwoch waren zwei weitere israelische Soldaten entführt worden.

Kirchenführer und Nicht-Regierungs-Organisationen fordern Ende aller Gewalt
Nach der neuen Eskalation des Nahostkonflikts haben die Jerusalemer Patriarchen und Bischöfe in einem gemeinsamen Aufruf ein Ende der Gewalt gefordert. "Alle Gewalt gegen die menschliche Würde auf israelischer oder palästinensischer Seite muss beendet werden", heißt es in der am Samstag in Jerusalem veröffentlichten Erklärung. Das Leid der Bevölkerungen könne nur aufhören, wenn die Rechte beider Seiten anerkannt würden, betonen die christlichen Kirchenführer. So müsse Israels Sicherheit geschützt werden. Dabei sei der Kern des Konflikts aber der Verlust der Freiheit für die Palästinenser.

Zugleich zeigte sich ein Bündnis von 18 in Palästina aktiven Nichtregierungsorganisationen (NRO) über die humanitäre Lage im Gazastreifen besorgt. Es sei nicht zu akzeptieren, dass durch israelische Zerstörungen der Wasser- und Elektrizitätsversorgung Zivilisten und vor allem Kinder litten. Sie riefen zu einem umfassenden Schutz der Bevölkerung auf und verlangten, dass internatonale Helfer freien Zugang für humanitäre Hilfe in den Palästinensergebieten erhielten.

Pax Christi: Mit Sanktionen auf völkerrechtswidrige Invasion reagieren
Ein sofortiges Ende des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen haben die deutsche Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi und der deutsche Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes gefordert. "Wir verurteilen die israelische Invasion als völkerrechtswidrig und als Schritt zur Eskalation des Nahost-Konflikts", betonten beide Organisationen am Montag in Bad Vilbel. Sie appellierten an die Europäische Union (EU) und an die Bundesregierung, sich dafür einzusetzen, dass die von Israel begangenen Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen ein Ende fänden. Notfalls sei mit gezielten Sanktionen auf Israel einzuwirken. Die Hilfsmaßnahmen für die palästinensischen Gebiete sollten wieder aufgenommen werden: "Wir fordern die EU auf, die Gesprächsblockade gegen die gewählte palästinensische Regierung zu beenden".

Internationale Gemeinschaft soll eingreifen
Die Kirchenführer rufen die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf. Nur durch diplomatischen Druck könne es gelingen, die zur Lösung des Konflikts notwendige Kurskorrektur aller Seiten zu erreichen. Zu den Unterzeichnern gehören der Lateinische Patriarch von Jerusalem Michel Sabbah, der griechisch-orthodoxe Führer Theophilos und der lutherische Bischof Mounib Younan. Der NRO-Appell wird unter anderem von CARE, Save the Children, World Vision und dem Catholic Relief Service unterstützt.

Olmert weist Kritik zurück
Israels Ministerpräsident Ehud Olmert betonte, oberstes Ziel seien die Befreiung der entführten israelischen Soldaten und die Unterbindung des palästinensischen Raketenbeschusses. Vor zehn Monaten habe sich Israel ganz aus dem Gazastreifen zurückgezogen und seither habe es nicht einen Tag Ruhe für die Bevölkerung in Südisrael gegeben, sagte Olmert. Gleichzeitig wies er die europäische Kritik an der Offensive seines Landes gegen die Palästinenser zurück. Der Europäischen Union (EU) warf er vor, keine Schritte gegen die täglichen Raketenangriffe palästinensischer Extremisten auf Israel unternommen zu haben.

Papst Benedikt XVI. "Jeder Mensch ein Bruder"
Auch der Papst hatte sich vorige Woche zum Nahost-Konflikt geäußert. Zur Lösung der Krise seien "Gerechtigkeit und ein ernsthafter Friedenswille vonnöten, die leider nicht vorhanden sind". Niemand dürfe sich der Pflicht entziehen, zum Aufbau eines friedlichen Zusammenlebens beizutragen, mahnte der Papst beim Angelus in Rom. Dies müsse im Bewusstsein geschehen, dass jeder Mensch unabhängig von seiner ethnischen Zugehörigkeit ein Bruder sei.

Christian Hanelt von der Bertelsmann-Stiftung mit einer Bewertung der aktuellen Krise: