Israelische Luftwaffe bombadiert erstmalig auch Ziele im Norden des Libanons

Waffenruhe nach wenigen Stunden beendet

Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht erstmals auch den Norden Libanons bombardiert. Ziel war nach Angaben der libanesischen Polizei die Stadt Hermel. Sie gilt als Hochburg der Hisbollah-Miliz. Im Süd-Libanon lieferten sich israelische Soldaten und Hisbollah-Kämpfer erneut erbitterte Gefechte.

 (DR)

Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht erstmals auch den Norden Libanons bombardiert. Ziel war nach Angaben der libanesischen Polizei die Stadt Hermel. Sie gilt als Hochburg der Hisbollah-Miliz. Im Süd-Libanon lieferten sich israelische Soldaten und Hisbollah-Kämpfer erneut erbitterte Gefechte. Kurz zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett beschlossen, die Bodenoffensive im Südlibanon auszuweiten. Nach Medien-Berichten soll damit die Hisbollah zurückgedrängt werden. Eine Waffenruhe lehnt die israelische Regierung ab, solange keine internationale Schutztruppe in der Region stationiert ist.

Sicherheitsrat nach sechs Stunden Diskussion "extrem schockiert und erschüttert"
Der Weltsicherheitsrat hat sich "extrem schockiert und tief erschüttert" über den israelischen Angriff auf ein Wohnhaus in Kana geäußert. Nach sechs Stunden Diskussion einigte sich das höchste UN-Gremium in der Nacht auf Montag auf diese Formulierung. Eine Verurteilung Israels kam nicht zustande, sie scheiterte am Widerstand der USA. Schon in der vergangenen Woche war am Einspruch der USA eine Verurteilung Israels wegen der Tötung von vier UNO-Friedenssoldaten durch einen israelischen Luftangriff gescheitert. Auf Druck der USA blieb es auch am Sonntag bei einer Erklärung, in der der Weltsicherheitsrat lediglich seine Erschütterung über das Massaker ausdrückte. Der amerikanische UNO-Botschafter betonte, dass eine solche Erklärung ausreiche, um den tragischen Tod von Zivilisten zu kritisieren.

Flüchtlings-Diskussion in Deutschland
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) lehnt die Aufnahme libanesischer Kriegsflüchtlinge in Deutschland ab. Entsprechende Überlegungen einiger Bundesländer seien voreilig und "sachlich völlig verfehlt", sagte Schäuble dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Derzeit sei nicht von einem Massenansturm auszugehen, der Voraussetzung für die Aufnahme von Flüchtlingen sei. Die betroffenen Menschen sollten lieber vor Ort im Nahen Osten unterstützt werden.
Deutsche Oppositions-Politiker dagegen haben die Bundesregierung zu mehr Hilfe für Flüchtlinge aus dem Libanon aufgefordert. Der FDP-Innenpolitiker Stadler sagte dem "Berliner Tagesspiegel", wenn der Flüchtlingsstrom größer würde, sei die humanitäre Verpflichtung zu helfen offenkundig. Stadler forderte die Bundesregierung daher zu stärkerem Engagement auf. Er sagte, er bezweifle, dass die bisherige Position der Europäischen Union, den Flüchtlingen vor Ort zu helfen, auf Dauer haltbar sei. Auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Ströbele appellierte an die Bundesländer, dem Beispiel Berlins zu folgen und den Flüchtlingen entsprechende Angebote zu machen. Berlin hatte sich bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen.
Auch die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kritisierte die Äußerungen Schäubles. Der "Welt am Sonntag" sagte Roth: "Wenn der Innenminister angesichts dieser Katastrophe sich einer Aufnahme verweigert, ist das ein Ausdruck von geistiger Kälte, fehlender christlicher Nächstenliebe und mangelnder humanitärer Verantwortung."