Islamverband: 80 Anschläge auf Moscheen

Schmierereien und Brandlegung

Nazi-Schmierereien, Brandstiftungen und Schießereien: In Deutschland sind im vergangenen Jahr 80 Moscheen attackiert worden. Das hat die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) bekannt gegeben. 

Moschee (dpa)
Moschee / ( dpa )

Islamvertreter zeigen sich besorgt über eine Zunahme anti-muslimischer Angriffe nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) habe im vergangenen Jahr 80 Anschläge auf Moscheen gezählt, sagte der Generalsekretär des muslimischen Verbandes, Bekir Alboga, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Auch die Schwere der Taten habe deutlich zugenommen. Sie reichten von Nazi-Schmierereien über Brandstiftungen bis hin zum Einsatz von Schusswaffen. Viele Gläubige würden in der Öffentlichkeit beschimpft oder erhielten Hass-E-Mails.

In der Silvesternacht hatten in Köln Gruppen junger Männer Frauen sexuell belästigt und bestohlen. Die meisten von der Polizei ermittelten Tatverdächtigen stammen aus muslimischen Ländern wie Marokko und Algerien.

Nach Ereignissen wie in Köln oder Terroranschlägen wie in Paris entlade sich immer wieder der Zorn gegen die große muslimische Minderheit in Deutschland. Sie werde gleichsam "in Geiselhaft genommen", beklagte Alboga. Der Ditib-Generalsekretär rief die Behörden dazu auf, Übergriffe gegen Moscheen und Muslime "endlich gesondert zu erfassen". Außerdem regte er eine finanzielle Beteiligung an der Ausbildung von Dialogbeauftragten in Moscheen an.

Sie führten nicht nur Besucher durch die Bethäuser, sondern fungierten auch als kulturelle Wissensvermittler und "Friedensbeauftragte".

Immer mehr Ablehnung 

Der Bielefelder Extremismusforscher Andreas Zick bestätigte die Zunahme an ablehnenden Einstellungen gegenüber Muslimen in der Bevölkerung, auch im Bildungsbürgertum. Dies sei auch deswegen so gefährlich, weil Menschen, die Muslime abwerten, mit großer Wahrscheinlichkeit auch rechtsextrem und judenfeindlich seien. Die einzigen beiden Wege aus diesem Dilemma seien die Informationsvermittlung und interkulturelle Kontakte, betonte Zick.

Deshalb fordere die Stiftung der Internationalen Wochen gegen Rassismus obligatorische Besuche von Schulklassen in Kirchen, Synagogen und Moscheen, sagte deren Geschäftsführender Vorstand Jürgen Micksch. Durch Kontakte könnten sich im Laufe der Zeit auch Einstellungen verändern. Micksch verwies auf das Stiftungsprojekt «Muslime laden ein», an dem sich im vergangenen Jahr zahlreiche Moscheegemeinden mit mehr als 70 Veranstaltungen beteiligt hätten. In diesem Jahr böten während der Internationalen Wochen gegen Rassismus (10. bis 23. März) die beiden Freitage für muslimische Einrichtungen gute Gelegenheiten, um Menschen in ihrer Nachbarschaft und Bürgermeister zum Freitagsgebet einzuladen.

 


Quelle:
epd