"Islamkonferenz" berät über das Verhältnis von Islam, Staat und Gesellschaft

Religöse Gebote der Leitkultur anpassen?

Das Innenministerium will von islamischen Verbänden laut "Focus" verlangen, ihre religiösen Gebote auf die Vereinbarkeit mit der Lebensweise in Deutschland zu überprüfen. Die Verbände sollen klären, welche religiösen Vorschriften nicht mehr gelten könnten, berichtete das Magazin am Wochenende. So sei eine vollständige Verschleierung der Frauen auch in der Türkei nicht durchsetzbar.

 (DR)

Die Vorschläge stammen nach Angabe des Focus aus einem Grundsatzpapier des Innenministeriums zur "Islamkonferenz", die sich im September konstituiert hat. Sie soll in einem zweijährigen Beratungsprozess Fragen des Verhältnisses von Islam, Staat und Gesellschaft erörtern. Anfang Mai wollen die Vertreter von Staat, öffentlichen Institutionen und Repräsentanten der Muslime eine erste Zwischenbilanz ziehen.

Leitkultur in neuer Verpackung
Das Papier beschreibe einen Grundkonsens der Integration, so der "Focus". Danach müssten sich beide Seiten ändern, von den Zuwanderern werde aber ein bei weitem höheres Maß der Anpassung an Kultur und Umgangsformen der Mehrheitsgesellschaft verlangt.
Das stößt nach Angaben des Magazins bei einzelnen Vertretern muslimischer Verbände auf heftigen Widerspruch. Sie beklagen, ihnen werde eine Leitkultur in neuer Verpackung aufgezwungen.

Deutsch in der Moschee
Unterdessen plädierte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) dafür, dass in Moscheen in der Bundesrepublik Deutsch gesprochen werde. Imame ohne Deutschkenntnisse seien "nicht gerade förderlich", um etwa Kinder muslimischer Migranten aus der Türkei zum Deutschsprechen zu motivieren, sagte er im Deutschlandfunk.

Er verteidigte auch die geplante Sprachprüfung vor dem Nachzug ausländischer Ehegatten. So heirateten Türken "bis zu 50 Prozent Ehepartner, die nicht hier aufgewachsen sind". Die Chancen der nachziehenden Partner zur Integration seien aber viel schlechter, wenn sie kein Deutsch könnten.

Gefahr durch muslimische Konvertiten unterschätzt
Weiter warnte Schäuble vor möglichen terroristischen Gefährdungen durch Konvertiten zum Islam. "Wir wissen schon aus der Geschichte der christlichen Konfessionen, dass es gelegentlich unter Konvertiten welche gibt, die besonders überzeugt oder auch in der Versuchung sind zu fanatischer Übersteigerung", sagte der Minister. Zwar sei jede Verallgemeinerung falsch, aber das Verschweigen möglicher Gefahren wäre auch unverantwortlich.