Islam-Expertin Schröter warnt vor Gewalt auch in Deutschland

"Resonanzraum in antisemitischen Milieus"

Die Frankfurter Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter fürchtet eine Zunahme von Gewalttaten auch in Deutschland durch linke und islamistische Israel-Gegner. Radikale Islamisten sähen den Westen insgesamt als ihren Feind an.

Symbolbild Terror: Ein Sturmgewehr lehnt an einer Wand / © 271 EAK MOTO (shutterstock)
Symbolbild Terror: Ein Sturmgewehr lehnt an einer Wand / © 271 EAK MOTO ( shutterstock )

Neben der Gefahr gewaltsamer Auseinandersetzungen bei Anti-Israel-Demonstrationen sehe sie die noch größere Gefahr in terroristischen Aktivitäten, sagte sie der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (Samstag online): "Dafür besteht in anti-israelischen und antisemitischen Milieus ein Resonanzraum, dort gibt es bereits radikale und gewaltbereite Islamisten, die sich jetzt ermutigt sehen könnten wieder zuzuschlagen."

Die Ethnologin Susanne Schröter auf einem Kongress / © Britta Pedersen (dpa)
Die Ethnologin Susanne Schröter auf einem Kongress / © Britta Pedersen ( dpa )

Radikale Islamisten, so Schröter weiter, hielten es nicht nur für legitim, Juden zu ermorden, sie sähen auch Christen und liberale Muslime sowie den Westen insgesamt als ihre Feinde an: "Daher wird sich die Sicherheitslage bei uns verschlechtern."

Kritik an linken Kreisen 

Scharf kritisierte die Islamismus-Expertin vor allem linke Kreise in Deutschland und in anderen Ländern, die sich einseitig mit den Palästinensern solidarisierten statt mit dem von Hamas-Terroristen attackierten Israel. Das sei auch begründet in der postkolonialen Theorie, die an vielen Universitäten gelehrt werde:

Eine Abbildung von Vorarbeitern, die einen Schwarzen Sklaven auspeitschen. / © Alexander Brüggemann (KNA)
Eine Abbildung von Vorarbeitern, die einen Schwarzen Sklaven auspeitschen. / © Alexander Brüggemann ( KNA )

"Dabei geht man - übrigens vollkommen faktenfrei - davon aus, dass sich seit der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien nichts Wesentliches geändert habe. Der Westen beute den globalen Süden aus und sei nach wie vor von kolonialem Denken beherrscht."

Neue Theorien gingen sogar so weit, "dass sie Menschen mit heller Hautfarbe einen genuinen Rassismus zuschreiben und unsere westlichen Gesellschaften als 'strukturell rassistisch' bezeichnen".

"Schlichtes Täter-Opfer-Schema"

Die Welt bestehe in dieser Ideologie aus weißen westlichen Tätern und nicht-weißen nicht-westlichen Opfern: "Muslime und Migranten zählen dabei immer zu den Opfern, Israel dagegen wird als 'weiße' Täternation gesehen. Daher kommen die Begriffe 'Siedlerkolonialismus' und 'Apartheidregime'."

Wer dann Probleme anspreche wie Parallelgesellschaften, Clankriminalität oder islamistische Gewalt, erhalte sofort den Stempel des antimuslimischen Rassismus, kritisierte Schröter weiter: "Die Verfolgung und Vertreibung von Christen in der muslimisch geprägten Welt, die dazu geführt hat, dass Christen die am stärksten verfolgte religiöse Gruppe sind, wird von diesen Linken übrigens bewusst ausgeblendet, weil sie nicht in ihr schlichtes Täter-Opfer-Schema passt."

Susanne Schröter ist Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam. Zuletzt erschien von ihr das Buch "Global gescheitert? Der Westen zwischen Anmaßung und Selbsthass" (Herder Verlag).

Terror mit islamistischem Hintergrund in Europa

Seit dem Attentat auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" Anfang 2015 gab es in verschiedenen europäischen Ländern Angriffe mit islamistischem Hintergrund - eine Auswahl:

Wien, November 2020: Ein Attentäter schießt in einem Ausgehviertel um sich. Es werden mindestens vier Menschen getötet.

Nizza, Oktober 2020: Bei einer Messerattacke in einer Kirche kommen drei Menschen ums Leben.

Der Südturm des World Trade Centers stürzt nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 ein / © Gulnara Samoilova/AP (dpa)
Der Südturm des World Trade Centers stürzt nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 ein / © Gulnara Samoilova/AP ( dpa )
Quelle:
KNA