IPPNW: Reaktorfehler in Schweden ist kein Einzelfall

Auch Deutschland gefährdet

In deutschen Atomkraftwerken hat es nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW in den vergangenen 30 Jahren mindestens neun ähnliche Störfälle wie jüngst in Schweden gegeben. Bereits 1977 sei ein externer Kurzschluss nach einem Blitzeinschlag Ursache für den Großunfall und Totalschaden von Block A des Reaktors im bayrischen Gundremmingen gewesen, teilten die "Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg" in Berlin mit.

 (DR)

In deutschen Atomkraftwerken hat es nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW in den vergangenen 30 Jahren mindestens neun ähnliche Störfälle wie jüngst in Schweden gegeben. Bereits 1977 sei ein externer Kurzschluss nach einem Blitzeinschlag Ursache für den Großunfall und Totalschaden von Block A des Reaktors im bayrischen Gundremmingen gewesen, teilten die "Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg" in Berlin mit. Unwetter wie die derzeitigen Sommergewitter könnten jederzeit wieder zu einer Katastrophe führen, hieß es.

Blitzschläge oder Stürme führten IPPNW zufolge auch in den Atomkraftwerken Neckarwestheim-1 (1982),  Iar-1 (1983), Krümmel (1984) und Brokdorf (2003) zu Störfällen. In Biblis habe es 1986, 1988 und zuletzt 2004 insgesamt drei Vorfälle mit Kurzschlüssen gegeben. Zuletzt sei es im August 2004 im AKW Brunsbüttel  zu einem Kurzschluss in einer Kabelverbindung gekommen.

Am 25. Juli war es im schwedischen Atommeiler Forsmark auf Grund eines Kurzschlusses zu einem bisher nicht erklärbaren Ausfall von zwei der vier Notstromaggregate gekommen. Aus Sicherheitsgründen wurden daraufhin mehrere Atommeiler abgeschaltet.

Deutsche Atomkraftwerke prüfen
„So etwas darf in einem Atomkraftwerk nicht passieren", sagt Smital. Probleme dieses speziellen Notstromsystems von AEG sind seit langem bekannt. In Deutschland gab es am 3. März 2004 im AKW Isar 2 eine kurzfristige Unterbrechung der Notstromversorgung. Smital: „Auch in Deutschland gibt es Atomkraftwerke mit diesem Typ von Notstromsystem. Wir nehmen zwar an, dass hierzulande nach dem Vorfall 2004 Nachrüstungen erfolgt sind, die man in Schweden unterlassen hat. Trotzdem muss die deutsche Atomaufsichtsbehörde umgehend klären, ob eine ähnliche Gefahr bei den hiesigen Atomkraftwerken droht."

Als Folge der Reaktorschließungen schossen die Strompreise am Donnerstag in Schweden auf ein Rekordhoch. Dank des warmen Wetters schien es aber zunächst keine Sorge wegen der Stromversorgung zu geben. Der Elektrizitätsbedarf in dem skandinavischen Land steigt in den Wintermonaten drastisch. In der kalten Jahreszeit würde der Ausfall von vier Reaktoren auch zu ernsthaften Problemen bei der Stromversorgung führen.
(epd, dr)

Hören Sie im domradio-Interview den Energie-Experten Heinz Smital von Greenpeace.