Internet-Bibellexikon mischt Theologie auf

Erfolgreiches "WiBiLex"

Online vor Print: Das ehrenamtlich erstellte Internet-Bibellexikon "WiBiLex" ist zehn Jahre nach seiner Gründung zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Immer wieder aktualisiert, deckt es die wesentlichen Bereiche der Bibelwissenschaften ab.

Frau mit Tablet / © Felix Kästle (dpa)
Frau mit Tablet / © Felix Kästle ( dpa )

Das kostenlose Lexikon "wird viel mehr genutzt als jedes Printlexikon", sagte der Herausgeber des neutestamentlichen Teils, der Frankfurter evangelische Theologe Stefan Alkier, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Studenten gehen heute zum Arbeiten nicht mehr in Bibliotheken." Außerdem werde das Lexikon weit über die Universitäten hinaus genutzt.

"Kein vergleichbares Lexikon"

2007 wurde das Internetlexikon von dem evangelischen Alttestamentler Klaus Koenen in Köln gestartet. Mittlerweile umfasst es nach Angaben der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart, die die Website betreibt, mehr als 1.700 Beiträge mit 3.100 Bildern und Grafiken zur Bibel. Rund zwölf Millionen Seitenaufrufe habe es bisher gegeben, und nach Aussage von Alkier steigt die Zahl der Klicks steil an. "International gibt es kein vergleichbares Lexikon", sagte der Neutestamentler. US-Professoren hätten schon Interesse daran geäußert: "Es ist einzigartig."

Das Medium Internet eröffne die Möglichkeiten, Artikel ständig zu erweitern und zu verbessern, betonte Alkier. Dadurch habe "WiBiLex" eine viel größere Aktualität als Printlexika. Außerdem sei das Internetlexikon neuartig ausgerichtet: Während die traditionellen Lexika Stichworte rein historisch erklärten, nehme "WiBiLex" auch die Erkenntnisse der zeitgenössischen angloamerikanischen Literaturwissenschaften auf. Das Internetlexikon erläutere nicht nur, wie Texte entstanden sind, sondern auch, wie diese Texte heute verstanden werden und mit welcher Interpretation und Ethik das geschieht.

Anfängliche Skepsis

Der Erfolg des neuen Lexikons sei nicht garantiert gewesen, erklärte Alkier. Bei älteren Professoren habe anfangs große Skepsis geherrscht. Sie hätten Verlagen nicht schaden wollen und gezögert, Artikel zu schreiben, die keine leistungsbezogenen Mittel erbrachten. Das habe sich in jüngster Zeit geändert. Nun arbeiteten fast alle deutschen Bibelwissenschaftler an "WiBiLex" mit - ohne Honorar. "Das Internetlexikon verdankt sich purem Wissenschaftsidealismus", sagte Alkier.

Mehr als 500 Autoren haben nach Alkiers Angaben bisher Beiträge zu "WiBiLex" geleistet, jeweils zwei der 26 Herausgeber prüfen und bearbeiten jeden Beitrag. Auch Nutzer dürften Artikel vorschlagen. Die Herausgeber strebten keinen bestimmten Umfang an. "Das Ziel ist, die wesentlichen Bereiche der Bibelwissenschaften abzudecken, wie sie international betrieben werden." Beim Neuen Testament solle dies bis Ende kommenden Jahres erreicht sein - gleichzeitig werde 2018 schon die Überarbeitung beginnen.

Jens Bayer-Gimm


Quelle:
epd