Interner Streit um die Päpstliche Akademie für das Leben

"Beleidigung für Papst Benedikt XVI."

In der Päpstlichen Akademie für das Leben gibt es offenbar Spannungen um die wissenschaftliche Linie: Laut einem Medienbericht wird der Rücktritt des Vorstands gefordert. Hintergrund sind demnach bei einer Tagung vorgebrachte Thesen zur künstlichen Befruchtung.

 (DR)

Mehrere Mitglieder des Expertengremiums hätten den Rücktritt des Vorstands gefordert, nachdem bei einer Tagung über die Behandlung von Unfruchtbarkeit im Februar Redner aufgetreten seien, die nicht die katholische Morallehre verträten, meldete der katholische US-Pressedienst CNA (Dienstag).

Er zitiert aus einem Schreiben des österreichischen Philosophen Joseph Seifert an den Akademiepräsidenten Bischof Ignacio Carrasco de Paula. Seifert nannte demnach die Konferenz am 24. Februar den "schwärzesten Tag" in der Geschichte der Akademie. Die Leitung habe keine andere Wahl als zurückzutreten. Mit der Einladung bestimmter Referenten setze das Wissenschaftlerforum seine Verpflichtung gegenüber der Wahrheit und der katholischen Lehre über das Leben aufs Spiel.

Finanzielle Engpässe
Laut dem Bericht kritisierte auch die Medizinerin Mercedes Wilson die Veranstaltung und den jüngsten Kurs der Akademie. Bei der Tagung sei über künstliche Befruchtung und andere Methoden gesprochen worden, die von der katholischen Kirche verboten seien, so die Expertin für natürliche Familienplanung. Die Präsentation solcher Thesen sei auch eine Beleidigung für Papst Benedikt XVI., "der annahm, dass die Leitung der Päpstlichen Akademie für das Leben die moralischen und geistlichen Interessen der Kirche lehrt und schützt", so Wilson.

Bereits im April hatte es Verwirrung um eine Konferenz der Akademie über Stammzellforschung gegeben. Die Tagung war offenbar mit widersprüchlichen Begründungen abgesagt worden. Während die Veranstalter in einem Brief an Mitglieder höhere Anordnungen wegen missliebiger Referenten geltend machten, war in einem anderen Schreiben an Gastredner von finanziellen Engpässen die Rede.

Zugleich wies die Akademieleitung jeden Einfluss von Lebensschutz-Aktivisten auf die Entscheidung zurück. Diese Personen genössen "keinerlei Glaubwürdigkeit bei der Päpstlichen Akademie für das Leben oder anderen Organen des Heiligen Stuhls". Die Tagung sollte vom 25. bis 28. April im Vatikan stattfinden.