Internationaler Renovabis-Kongress mit Teilnehmerrekord eröffnet

"Wir kennen uns noch viel zu wenig"

Mit einem Teilnehmerrekord hat das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis am Donnerstag in Freising seinen 13. Internationalen Kongress eröffnet. An der Tagung nehmen rund 380 Frauen und Männer aus 29 Ländern teil. Kurienkardinal Walter Kasper warb zum Auftakt für einen Abbau von Vorurteilen zwischen Ost- und Westeuropa. "Wir kennen uns noch viel zu wenig und müssen uns erst schätzen lernen", sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Walter Kardinal Kasper: Keine "Events und Kicks" am Sonntag (KNA)
Walter Kardinal Kasper: Keine "Events und Kicks" am Sonntag / ( KNA )

Das Treffen steht unter dem Leitwort «Einheit suchen - Vielfalt wahren. Ost und West im ökumenischen Gespräch». Vorgesehen sind bis Samstag Referate, Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen. Zu den Teilnehmern zählen auch die Bischöfe von Magdeburg und Regensburg, Gerhard Feige und Gerhard Ludwig Müller, der rumänisch-orthodoxe Metropolit von West- und Südeuropa, Joseph Pop, und der weißrussische orthodoxe Bischof Serafim Belonozko.

Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater Dietger Demuth sagte, bei dem Kongress kämen auch Kernpunkte des gegenwärtigen ökumenischen Dialogs zur Sprache. Zudem werde darüber zu diskutieren sein, was die Kirchen zur europäischen Integration beitragen könnten. Kasper und Pop nannten übereinstimmend den Primat des Papstes als einen der wichtigsten katholisch-orthodoxen Diskussionspunkte. Sie machten aber deutlich, dass sich der Vorrang des Bischofs von Rom und das Prinzip der Synodalität nicht gegenseitig ausschlössen.

Kasper bezeichnete die Einigung Europas als «ökumenische Aufgabe». Der Kontinent könne nur überleben, wenn er sich auf seine humanen und christlichen Werte besinne. Der Kardinal verwies auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen an vielen Orten sowie auf die laufenden theologischen Gespräche, die im Herbst auf Zypern in die nächste Runde gehen. Positiv äußerte sich der 76-jährige Geistliche vor allem über die verbesserten Beziehungen zwischen dem Vatikan und der russisch-orthodoxen Kirche.

Der Kardinal wandte sich allerdings gegen Hoffnungen auf eine schnelle Kircheneinheit. «Die Geschichte von 1.000 Jahren lässt sich nicht kurzfristig umkehren.» Es gehe nicht nur um theologische Fragen, sondern um große mentale Unterschiede. «Wir werden noch einige Zeit nebeneinander leben müssen», so Kasper. Katholiken und Orthodoxe hätten aber eine Vielzahl gemeinsamer Anliegen und Aufgaben, etwa im Kampf gegen die Säkularisierung.

Papst Benedikt XVI. übermittelte dem Treffen seine «herzlichen Segenswünsche». Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte in ihrem Grußwort den Beitrag der Christen zur Vereinigung Europas und würdigte die Reformbewegungen in den östlichen Ländern. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und viele weitere Persönlichkeiten aus Politik und Kirche entsandten Grußbotschaften.

Renovabis wurde im Jahr 1993 ins Leben gerufen. Seither unterstützte das Hilfswerk 16.500 Projekte in 29 Ländern Osteuropas mit mehr als 450 Millionen Euro. Der Name «Renovabis» geht auf eine Passage aus dem Psalm 104 zurück. Sie heißt lateinisch «Renovabis faciem terrae» (Du wirst das Antlitz der Erde erneuern). Der erste Internationale Kongress des in Freising ansässigen Hilfswerks fand 1997 statt.