Internationaler Blutspendetag

DRK hofft auf mehr Spender

In Deutschland spenden zu wenige Menschen Blut. Und das Deutsche Rote Kreuz befürchtet einen weiteren Rückgang. DRK-Pressesprecher Heinz Kapschak räumt im Interview mit domradio.de mit Vorurteilen auf.

DRK ruft zu Blutspende auf / © Sonja Marzoner (dpa)
DRK ruft zu Blutspende auf / © Sonja Marzoner ( dpa )

domradio.de: Wird genug gespendet in Deutschland oder sieht es eher heikel aus?

Heinz Kapschak (Pressesprecher Deutsches Rotes Kreuz Blutspendedienst West): Also zur Zeit sieht es heikel aus. Wir haben wirklich fast überall Einbrüche. Spender kommen nicht zu unseren Terminen, obwohl der Bedarf in Deutschland nicht mehr ganz so hoch ist, wie noch vor zwei Jahren. Trotzdem kommen unsere Spender nicht zu unseren geplanten Terminen und das ist natürlich fatal. Auch, wenn etwas weniger gebraucht wird. Aber das, was wir jetzt planen, das brauchen wir tatsächlich.

domradio.de: Warum wird denn weniger gebraucht?

Kapschak: Es gibt in Deutschland ein neues System, das nennt sich "Patient Blood Management". Das heißt, die Krankenhäuser versuchen, mit weniger Blut auszukommen. Bei großen Operationen wird das eigene Blut recycled. Dafür gibt es spezielle Geräte, die dann dafür sorgen, dass das Blut wieder aufgefrischt wird und der Patient bekommt dann sein eigenes Blut zurück.

domradio.de: Woran liegt es denn, das weniger Leute spenden? Haben Sie dafür eine Erklärung?

Kapschak: Wenn ich diese Erklärung hätte, hätte ich auch schon die Lösung parat, aber das habe ich nicht. Ich glaube, das hat auch keiner. Wir versuchen, die Menschen zu motivieren, zur Blutspende zu kommen, den Schritt zu wagen, sich einmal ganz leicht in den Arm picksen zu lassen und etwas von ihrem roten Lebenssaft abzugeben.

domradio.de: Manchmal benötigt man einfach noch einen kleinen Hinweis: Mach das doch einfach Mal. Was ich mir auch vorstellen kann, ist: Es gibt ganz viele Mythen ums Blutspenden. Wann man nicht darf, warum man nicht darf. Zum Beispiel habe ich vor kurzem gehört: Frauen um die 30, die irgendwann mal Kinder haben wollen, sollten nicht Blut spenden. Ist das Humbuk?

Kapschak: Ich würde das jetzt zunächst Mal als Humbuk bezeichnen. Mir ist nichts davon bekannt. Das würde ja bedeuten, dass viele Tausende unserer Spenderinnen eigentlich gar nicht spenden dürften. Das ist ein Mythos, der sich irgendwann mal entwickelt hat, der aber nicht wirklich wissenschaftlich belegt ist. Gerade junge Frauen und auch junge Männer um 30 sind ja eigentlich prädestiniert dafür, zum Blutspenden zu gehen.

domradio.de: Gibt es ein perfektes Alter für die Blutspende?

Kapschak: Eigentlich gibt es kein perfektes Alter. Man sollte einfach früh damit beginnen. Mit 18 darf man. Zur Zeit gibt es zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen keine Altersbegrenzung. Das heißt, Sie dürfen auch über den 72. Geburtstag hinaus Blut spenden. Irgendwann kommt man natürlich in eine Phase, in der es einem vielleicht nicht mehr ganz so gut geht. Das bringt das Alter mit sich. Und dann entscheidet man sich, nicht mehr Blut zu spenden. Und das ist gerade unser Problem. Wir haben eben sehr viele ältere Menschen, die regelmäßig zur Blutspende gehen. Teilweise bis zu sechs Mal. Und die müssten dann ersetzt werden. Und das wird dann schon schwierig für uns.

domradio.de: Wie oft darf ich Blut spenden?

Kapschak: Sie als Frau dürfen innerhalb von zwölf Monaten vier Mal Blut spenden. Männer haben einen kleinen Vorteil, sie dürfen sechs Mal im Jahr Blut spenden.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR