Internationale Hilfe angelaufen

Japan nach dem Beben

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben ist in Japan die internationale Hilfe angelaufen. Rettungsmannschaften aus aller Welt sind auf dem Weg ins Land oder bereits dort eingetroffen. Darunter sind mehr als vierzig Mitarbeiter des technischen Hilfswerkes (THW), von denen sich einige bereits seit Samstag vor Ort befinden.

 (DR)

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Japan am Samstag rasche Hilfe zugesichert. Deutschland werde nicht nur in den nächsten Tagen, sondern auch längerfristig alles dafür tun, am Wiederaufbau mitzuarbeiten, sagte die Kanzlerin.



Nach THW-Angaben hat das Team Suchhunde sowie Spezialgerät dabei, um Verschüttete und Verletzte bergen und radioaktive Strahlung messen zu können. Auch Katastrophenhelfer unter anderem aus den USA, Südkorea, Singapur und China sind bereits in Japan. "Dieses Mal haben wir hauptsächlich Equipment für Such- und Rettungsmaßnahmen dabei, aber auch Ausrüstung für unseren persönlichen Schutz", sagte ein chinesischer Helfer lokalen Medien.



Insgesamt haben mehr als 70 Staaten und internationale Organisationen Japan ihre Unterstützung angeboten. Premierminister Naoto Kan sagte, dies sei die schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.



Das Japanische Rote Kreuz berichtete von zahlreichen Verletzten, die fast ertrunken wäre. Zudem würden viele Menschen mit Brandwunden und Rauchvergiftungen behandelt, teilte das Rote Kreuz in Berlin am Sonntag mit. Danach betreut die Hilfsorganisation im japanischen Krisengebiet Evakuierte in Notlagern und Sammelstellen. Allein in der besonders hart betroffenen Hafenstadt Sendai gebe es 200 Notunterkünfte.



Wie sehr der Nuklearunfall am Atomkraftwerk Fukushima die Situation verändern werde, sei noch unklar, so das Rote Kreuz. In Nagasaki stehe ein medizinisches Team zur Versorgung von Strahlenopfern in Bereitschaft.



Wie viele Menschen beim Erdbeben und dem anschließenden Tsunami ums Leben kamen, ist derzeit noch nicht abzusehen. Allein in der schwer getroffenen Präfektur Miyagi habe es möglicherweise mehr als 10.000 Tote gegeben, berichtete der japanische Fernsehsender NHK. Der Sender berief sich dabei auf Angaben der örtlichen Polizei. Am Samstagabend wurde bekannt, dass in dem Ort Minamisanriku etwa 9.500 Menschen als vermisst gelten. Das ist mehr als die Hälfte der Einwohnerzahl. In der Region Miyagi leben insgesamt 2,3 Millionen Menschen.



Dort, wo es bislang kein Durchkommen für die Rettungskräfte gibt, versorgt das japanische Militär die Überlebenden mit Helikoptern. Auch Verletzte werden auf diese Weise geborgen. Rund 100.000 einheimische Soldaten sind für die Katastrophenhilfe eingesetzt.



In den am schwersten betroffenen Gebieten im Nordosten laufen die Evakuierungs-Maßnahmen derweil weiter. Im Umkreis von 20 Kilometern um die Atomkraftwerke Fukushima 1 und 2 werden mehr als 200.000 Bewohner in Sicherheit gebracht. Nachdem bei einem weiteren Reaktor im Kraftwerk Fukushima 1 das Kühlsystem ausgefallen ist, spricht die Regierung auch dort von der Möglichkeit einer teilweisen Kernschmelze. Am Samstag hatte es eine Explosion am Reaktor 1 der Anlage gegeben.



Auch die Kirchen in Japan haben nach Angaben der evangelischen Pfarrerin Elisabeth Hübler-Umemoto begonnen, Hilfe für die von der Tsunami-Katastrophe betroffenen Menschen zu organisieren. All dies stehe noch ganz am Anfang, sagte Hübler-Umemoto in Tokio dem epd. "Es ist noch kein Überblick über die Lage zu gewinnen".



Nach ihren Angaben ist die Selbsthilfe der Japaner sofort angelaufen. "Die Japaner reagieren sehr gelassen auf die Situation", sagte die Auslandspfarrerin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie seien auf solche Szenarien wie die Erdbeben-Katastrophe gut vorbereitet, da sie mit dieser Gefahr ständig leben müssten. So gebe es überall Notunterkünfte mit Decken, Essensrationen und zusätzliche Heizöfen. Viele Ortschaften seien aber von der Kommunikation abgeschnitten, so dass man über den Verbleib vieler Menschen noch gar nichts sagen könne.



Deutsche Hilfsorganisationen und das Rote Kreuz haben zu Spenden für die Opfer aufgerufen. Die Dimension des verheerenden Erdbebens drohe das Vermögen des so hoch entwickelten Landes zur Selbsthilfe zu übersteigen, sagte der Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe, Rainer Lang, dem epd: "Wir stehen bereit und rufen zur Unterstützung der Opfer auf."



Caritas Japan: Katastrophenhilfe läuft an

Auch die Caritas Japan hat mit der Nothilfe in der vom Tsunami getroffenen Region von Sendai begonnen. Außerdem bereitet sie sich auf die Menschen vor, die vor dem Reaktorunfall bei Fukushima auf der Flucht sind. Eine Schwierigkeit liege darin, ein genaues Bild der Lage zu bekommen, sagte Daisuke Narui, Direktor des katholischen Hilfswerks, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag.



"Die Telefonkommunikation mit betroffenen Regionen wie Sendai ist derzeit fast unmöglich", erklärte Narui. In vielen Gegenden seien auch Internetverbindungen sowie die Strom- und Wasserversorgung zusammengebrochen. Mindestens 280.000 Menschen seien in 1.610 Notlagern untergebracht. Wichtigste Aufgabe der Helfer vor Ort sei jedoch die Bergung von Überlebenden. "Viele Menschen sind noch von der Außenwelt abgeschnitten oder unter den Trümmern ihrer Häuser verschüttet", sagte Narui.



Für das Katastrophenmanagement nach dem Reaktorunfall sei zunächst die Armee zuständig, so Narui weiter. Caritas Japan bereite sich aber darauf vor, in einer späteren Phase Hilfe zu leisten. Über zerstörte Kirchen und kirchliche Einrichtungen liegen laut dem Caritas-Direktor noch keine Informationen vor. Er rechne aber mit erheblichen Schäden. Ein Priester sei durch die Flutwelle umgekommen, sagte Narui.



Bischof Isao Kikuchi, Präsident der japanischen Caritas, äußerte sich unterdessen dankbar für die internationale Unterstützung. "Wir haben so viele E-Mails mit Worten des Gebets und Hilfsangeboten aus aller Welt bekommen. Wir sind sehr dankbar für diese Solidarität.

Hilfe wird gebraucht, aber Gebete sind in dieser Situation ebenso wichtig", schrieb er in einer Pressemitteilung.