"Interkulturelle Woche" in München eröffnet

Für ein solidarisches Asylsystem

Mit einem ökumenischen Gottesdienst ist am Freitagabend in München die "Interkulturelle Woche" in Deutschland eröffnet worden. Unter dem Motto "Misch mit!" finden bis 3. Oktober bundesweit rund 3.000 Veranstaltungen in 270 Städten und Gemeinden statt.

 (DR)

In seiner Predigt rief der evangelische Landesbischof in Bayern, Johannes Friedrich, dazu auf, sich einzusetzen für die «Rechte von Menschen, die selbst keine haben». Er erinnerte daran, dass in Deutschland derzeit 100.000 Flüchtlinge lebten, die zum Nichtstun verdammt seien. Es dürfe niemanden überraschen, wenn Integration nicht gelinge, solange Migranten nicht als Menschen gesehen würden, die das Land bereichern könnten.

Friedrich ging auch auf die jüngsten Ereignisse in München-Solln und Ansbach ein. Unberechenbare Gewalt wie der Mord an einem Geschäftsmann oder der Amoklauf im Gymnasium dürfe niemanden daran hindern, Zivilcourage zu zeigen. Auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx rief zur Solidarität auf: «Sich für andere einzusetzen, die in Not geraten sind, ist für ein gelingendes Leben in unserer Gesellschaft unersetzlich.»

Besonders auf Mitmenschlichkeit angewiesen seien auch Menschen, die wie die verfolgten Christen aus dem Irak in Deutschland Schutz suchten, erinnerte Marx. Die EU solle auch künftig bedrohte oder heimatlose Menschen großzügig aufnehmen. Zur Integration müssten aber auch die neuen Mitbürger selbst beitragen. Den Gottesdienst leitete der Griechisch-Orthodoxe Metropolit von Deutschland, Augoustinos. Beim anschließenden Festakt spricht der Islamwissenschaftler und Schriftsteller Navid Kermani.

Der Ökumenische Vorbereitungsausschuss der Interkulturellen Woche forderte die Politiker auf, nach der Bundestagswahl ungelöste Fragen der Zuwanderungs- und Integrationspolitik aufzugreifen. Dazu gehöre das Bleiberecht für langjährige Geduldete, das Staatsangehörigkeitsrecht, der Ehegattennachzug und die Aufnahme von Flüchtlingen.

Integrations-Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) bezeichnete in Berlin das Engagement der Kirchen für Integration als vorbildlich. Ihr Einsatz «aus der Mitte der Zivilgesellschaft» sei für das Gelingen von Integration unverzichtbar. Böhmer appellierte an Einheimische und Zuwanderer, die «Interkulturelle Woche» zum intensiven Dialog zu nutzen und damit die Integration voranbringen.

Die Kirchen zeigten mit der Themenwoche, dass jeder - gleich ob Einheimischer oder Zuwanderer - einen eigenen Beitrag für ein gutes Zusammenleben leisten könne. Die Themenwoche ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie.