Innocence in Danger stellt Strafanzeige wegen Verleumdung

Vorwurf der Intransparenz

Der Verein Innocence in Danger, für den sich auch Stephanie zu Guttenberg engagiert, geht in die Offensive und hat Strafanzeige gegen Journalisten wegen Verleumdung gestellt. Die Vorwürfe zur intransparenten Mittelverwendung seien haltlos und verleumderisch, erklärte der Verein am Dienstag in Berlin. Derweil verwahrte sich die UNESCO gegen den Eindruck, Innocence in Danger sei Teil des UN-Kinderhilfswerks.

 (DR)

Die zum DuMont-Verlagshaus gehörenden Blätter "Berliner Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" hatten dem Verein in der vergangenen Woche Intransparenz vorgeworfen. Er gebe unter anderem zu Fragen nach Höhe der Spendeneinnahmen, der Mittelverwendung und den Verwaltungskosten keine Auskunft, hieß es. Innocence in Danger erklärte nun, man ziehe Konsequenzen "aus der Medienkampagne", gehe hiergegen presserechtlich vor und stelle Strafanzeige gegen den Journalisten sowie die verantwortlichen Redakteure des DuMont-Verlagshauses wegen verleumderischer Aussage.



Der Autor des Berichts, Matthias Thieme, sagte der dapd, man habe die Pressemitteilung der Organisation zur Kenntnis genommen. Eine Strafanzeige liege aber noch nicht vor. "Wir sehen dem sehr gelassen entgegen."



Derweil kritisierte der Geschäftsführer des deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), Burkhard Wilke, Innocence in Danger. Der Verein hatte ihn in seiner Pressemitteilung mit der Aussage zitiert, er halte den Bericht "für sachlich unangemessen und tendenziös". Diese Darstellung sei missverständlich, denn er habe sich in einer E-Mail an die Organisation nur zur Aufmachung und zu einzelnen Überschriften geäußert, sagte Wilke der dapd.



Er war in dem Bericht mit der Aussage zitiert worden, bei seriösen Organsiationen, die derart um Spenden würben, erwarte man eine Offenlegung der Finanzen. Seine Interviewäußerungen in der "FR" seien jedenfalls autorisiert, fügte Wilke hinzu. Das DZI vergibt das Spendensiegel, das Innocence in Danger aber nicht hat.



Sämtliche Aktivitäten online gestellt

Die Frau von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist Präsidentin der deutschen Sektion des Vereins. "Die Transparenz der Spendenmittelverwendung ist uns sehr wichtig", sagte sie. Diesem Anspruch werde der Verein gerecht, indem er sämtliche Aktivitäten online stelle und seine Finanzen dem Finanzamt Berlin und seinen Projektfinanzierern vorlege.



Laut Angaben von Innocence in Danger wurde dessen Gemeinnützigkeit zuletzt 2009 vom Finanzamt Berlin geprüft und für weitere fünf Jahre attestiert. Auf der Website stelle der Verein die Jahresberichte zur Verfügung. Der Verein - mit 2,5 Mitarbeitern und neun ehrenamtlich Engagierten - verzichte bewusst auf die kostenpflichtige Beantragung des DZI-Spendensiegels und lasse stattdessen die so eingesparten Mittel Projekten direkt zu Gute kommen.



Stephanie zu Guttenberg fügte hinzu, die Kritik an der Expertise der Geschäftsführerin Julia von Weiler entbehre jeglicher Legitimation. Die Zeitungen hatten berichtet, Weiler habe im Juni auf einer Fachtagung in München unter Vortäuschung falscher Tatsachen um Interviews für die RTL-2-Sendung "Tatort Internet" gebeten.



Verein entstand 1999

Derweil sagte der Sprecher der Deutschen UNESCO-Kommission, Farid Gardizi, der "Frankfurter Rundschau": "Die UNESCO ist nicht die Dachorganisation von Innocence in Danger." Der Verein sei lediglich anlässlich einer Expertenanhörung in Paris 1999 entstanden.



Experten fordern dem Bericht zufolge von dem Verein die Offenlegung seiner Finanzen. "Im Jahresbericht fehlen jegliche Angaben zu den Verwaltungskosten, zum Spendenvolumen und zur Mittelverwendung", wird Lothar Schruff, Professor für Rechnungslegung an der Universität Göttingen, zitiert. Auch zur Frage, warum Innocence in Danger zwei Hauptsitze habe und wie viel Spendengeld diese Büros kosten, habe sich der Verein der Zeitung zufolge nicht geäußert.