Innenminister Reul: Sexueller Missbrauch ist wie Mord

 (DR)

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat angesichts der jüngsten Zerschlagung eines Pädophilen-Netzwerks mit Zentrum in Münster sexuellen Missbrauch mit Mord verglichen. Er forderte Gesetzesverschärfungen und kritisierte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD), die sich dagegen ausgesprochen hatte. "Wenn die Herstellung und Verbreitung von Missbrauchsbildern immer noch genauso bestraft wird wie Ladendiebstahl, dann fehlt mir dafür jedes Verständnis", sagte Reul dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Mittwoch). "Für mich ist sexueller Missbrauch wie Mord. Damit wird das Leben von Kindern beendet - nicht physisch, aber psychisch."

Schon im Juli 2019 habe die Innenministerkonferenz vorgeschlagen, jede Form von Kinderpornografie als Verbrechen einzustufen und nicht mehr als Vergehen, sagte Reul: "Dass die Bundesjustizministerin da nicht aus dem Quark kommt, ist ärgerlich. 

Mit Blick auf Lambrechts Einwand, dass dann schon jemand als Verbrecher gelte, der einmalig einen kinderpornografischen Comic gepostet habe und die Justiz dann  nicht mehr differenzieren könne, erklärte der CDU-Politiker: "Es wäre das erste Mal, dass Gesetze nicht differenziert angewendet werden. Das habe ich noch nie gehört. Ich habe auch noch nie gehört, dass deutsche Richter zu streng wären. Nur zur Erinnerung: Der Haupttatverdächtige im Fall Münster war zweimal einschlägig vorbestraft. Beide Male ist er mit Bewährung davongekommen." Das Ministerium müsse das Gesetz so formulieren, dass die Richter Differenzierungs-Möglichkeiten hätten. Auch andere Politiker und Organisationen hatten in den vergangenen Tagen Gesetzesverschärfungen bei sexuellem Missbrauch gefordert. (epd, 11.6.20)