Ina Schubert vertritt im Kostüm von Till Eulenspiegel Interessen des Nachwuchses

Kinderanwältin im Dienste der Arbeiterwohlfahrt

Rotes Wams, Schellenkappe und lächelndes Kindergesicht - das ist das Bild des Till Eulenspiegel, das als Logo für den Kinder- und Jugendanwalt der Düsseldorfer Arbeiterwohlfahrt steht. Eigentlich ist es eine Anwältin. Denn seit fast 30 Jahren nimmt sich die Sozialpädagogin Ina Schubert als Eulenspiegels Seele der Kindersorgen an.

Autor/in:
Ulrich Breitbach
 (DR)

Für Ina Schubert ist «der Till» mehr als nur ein Erkennungszeichen. «Till sein, das ist eine Haltung: Kinder ernst nehmen, sie an Entscheidungen beteiligen und wertschätzen, was sie können», erklärt sie.

Früher ist die 59-jährige selbst in das Eulenspiegelkostüm geschlüpft, um den Düsseldorfer Entscheidungsträgern die Interessen der Kinder zu präsentieren - nicht immer zu deren Vergnügen. Unter dem Motto «Wir bringen die Kinder zurück in die Stadt» zog sie an der Spitze einer Demonstration ein mit Kindern besetztes Trojanisches Pferd vor das Rathaus. Sie spielte mit Kindern in Fußgängerzonen Ball, um zu zeigen, dass auch sie dorthin gehören. «Da landete der Ball natürlich auch mal in der Kaffeetasse», erinnert sich Schubert mit einem schalkhaften Schmunzeln.

Als bei den Kommunalpolitikern die Planung für die Neugestaltung einer Straße am Rheinufer in Düsseldorf anstand, sorgte sie dafür, dass Kinder beteiligt wurden. Um an Ende dennoch «nichts von dem wiederzuerkennen, was die Kinder eigentlich wollten», nachdem deren Ideen den Filter der Verwaltung passiert hatten.

Solche manchmal provozierenden Aktionen prägten die Arbeit der frühen Jahre. Heute macht Ina Schubert in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen die Kinderrechte bekannt und bietet in Projekten, aber auch im Gespräch mit einzelnen Kindern und Jugendlichen Unterstützung, wenn diese Rechte verletzt werden.

Dass Kinder Rechte haben, war und ist keine Selbstverständlichkeit. Es gibt sie aber, verabschiedet von den Vereinten Nationen und von der Bundesrepublik ratifiziert. Zum Beispiel das Recht auf Spielen, auf eine eigene Meinung und auf Schutz vor Gewalt. Auch in Deutschland stehen sie oft nur auf dem Papier. Wie bei einem Jungen aus der vierten Klasse: «Der war so verzweifelt, stotterte und nässte ein. Der wurde von seiner Mutter schwerst misshandelt. Das sah man ihm auch an.» Mit Hilfe des Jugendamtes gelang es Ina Schubert, ihn auf Dauer bei den Großeltern unterzubringen.

So riesig sind die Probleme in der Regel nicht, die an Schubert herangetragen werden, aber immer wichtig, ob es um Konflikte mit den Eltern oder Mobbing in der Schule geht. Freundlich, geduldig und mit viel Energie hilft sie den Kindern, die eigenen Wünsche und Interessen zu artikulieren - und ist dabei ganz offensichtlich selbst jung geblieben. «In jedem Kind steckt etwas Positives», davon ist sie überzeugt. Ihre Aufgabe? «Die Kinder dabei zu unterstützen, es zu entdecken und etwas damit anzufangen.»

«Schwieriger geworden ist die Arbeit in all den Jahren nicht, aber anders», sagt Schubert. «Medien, Internet, Gewaltvideos - die Kinder und Jugendlichen sind damit sehr alleine, weil die Eltern nicht mehr die Erziehungskompetenz haben oder auch nicht die Zeit, weil oft beide Eltern arbeiten gehen müssen.» Aber, fügt sie hinzu, «Eltern geben ja in der Regel ihr Bestes. Nur, dass das Beste heute oft nicht reicht.» Wann kann Ina Schubert unter diesen Bedingungen zufrieden sein? «Wenn ich dazu beitragen kann, dass Kinder ihren eigenen Weg gehen.»

Ihr Einsatz fruchtet, das wird auch von offizieller Seite anerkannt. Der Leiter des Düsseldorfer Jugendamtes, Johannes Horn, spricht von «jahrelanger erfolgreicher Arbeit». Er fügt hinzu: «Das liegt natürlich auch an der Person Ina Schubert.»

Wie es aussieht, werden die Kinder auch in Zukunft ihre Unterstützung brauchen. Da ist es gut, dass «die städtische Finanzierung des Till Eulenspiegel zukunftssicher ist», wie Horn erklärt. Und auch das ist ja heutzutage keine Selbstverständlichkeit.