Immer mehr Pfarreien setzen auf einheitliche Kommunionkleidung

Kutte statt Kleidchen

Der in der katholischen Kirche am Sonntag begangene Weiße Sonntag ist der erste Sonntag nach Ostern. Als Datum für die feierliche Erstkommunion wird er erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt. Weißes Kleid und dunkler Anzug: So stellen sich die meisten Eltern ihre Kommunionkinder vor. Doch immer mehr katholische Gemeinden führen einheitliche Kutten zum großen Fest der Erstkommunion ein.

Autor/in:
Viola van Melis
Erstkommunion (KNA)
Erstkommunion / ( KNA )

Die Pfarreien wollten verhindern, "dass die Kleidung wichtiger wird als das Fest", heißt es etwa aus dem Bistum Aachen. Auch werde die Kleiderfrage für Familien zunehmend zum Geldproblem. Statt teurer Ausstattung würden daher helle Gewänder, Alben genannt, unter den Kindern verteilt.

Die schlichten Kleidungsstücke sind nach dem Vorbild liturgischer Gewänder für Messdiener, Kommunionausteiler oder Lektoren gestaltet, wie Volkskundler Alois Döring vom LVR-Institut für Regionalgeschichte und Landeskunde weiß. Manche Gemeinden und Pfarrer sehen die preiswerteren Kutten aber kritisch. Sie wollen niemandem etwas vorschreiben. Als Alternative organisieren sie Tauschbörsen, bei denen auch Mädchen und Jungen aus ärmeren Elternhäusern schicke Kleider und schöne Anzüge ergattern können..

Denn auch Experte Döring weiß: Gerade kleine Mädchen wünschen sich oft den Klassiker in Weiß, wenn sie am Sonntag nach Ostern erstmals die heilige Kommunion empfangen: "Mit Reifröcken, kunstvollen Lochmustern, Handschuhen und aufwendigem Haarschmuck wollen sie sich wie Prinzessinnen fühlen." Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Kommunionkleidung sogar noch viel stärker als heute der Erwachsenenmode nachempfunden: Sie orientierte sich am Look von Hochzeitskleidern und -anzügen. In der Hand hielt der Nachwuchs Lilien, Kerzen, Gebetbuch und Rosenkranz, wie Döring weiß. "Das Haar der Mädchen war mit Blumenkranz oder Myrtenkrone geschmückt, Jungen trugen Hut oder Schirmmütze und ein Sträußchen am Jackett."

"Man sollte die Kinder als Kinder sehen"
Heute raten Modeexperten eher zur praktischen Ausstattung: "Alle Kinder, die ich kenne, sind lebhaft. Die Kleidung muss das aushalten können, und die Kinder müssen sich darin normal bewegen können", sagt die Leiterin der Deutschen Meisterschule für Mode in München (MfM), Siglinde Zisler, im Interview von erstkommunion.de. "Man sollte die Kinder als Kinder sehen, nicht als kleine Erwachsene." Einfache Kleidung sei daher auch zur Erstkommunion angesagt, meint Zisler. Sie stellt sich einen schlichten Schnitt vor. Seide und Spitze müssen dabei nicht sein, lieber Baumwolle oder Leinen. Für Jungen sei ein dunkler Anzug durchaus passend, so die Expertin, ein blauer oder dunkelbrauner Blazer reiche aber auch aus. Eine Krawatte findet sie nur angemessen, wenn das Kommunionkind sie sich selbst wünscht.

Viele Seelsorger und Gemeindemitglieder hoffen ohnehin, dass Kleider und Geschenke am Weißen Sonntag für die Neunjährigen nicht im Mittelpunkt stehen. Über Monate haben sie sie in Gruppen auf die Erstkommunion vorbereitet und ihnen versucht zu verdeutlichen, dass sie mit dem Empfang des Heiligen Brotes in die Erwachsenengemeinde eintreten. So hat denn auch der Name "Weißer Sonntag" nichts mit den weißen Kleidern der Mädchen zu tun, unterstreicht Döring: "Vielmehr leitet er sich von den weißen Gewändern der Täuflinge ab, die in der Auferstehungsfeier am Osterfest die Taufe empfangen hatten und die weiße Kleidung am Sonntag nach Ostern ablegten."